Die Sache mit dem reformierten Islam

Die Idee den Islam zu reformieren, ist ein Thema ,das ständig im Westen auftaucht, die Frage ist, was das überhaupt bedeutet. Es gilt als erstes festzustellen, dass ein reformierter Islam nicht den ganzen Islam reformiert, sondern es sich dabei um ein Schisma handelt, vergleichbar mit den Evangelen, die die Katholiken nicht ablösten, sondern eine neue Form des Christentums schufen, das nun parallel mit anderen Formen existiert.

Wir reden also bei Reformation immer nur über einen Teil des Ganzen.

Anstatt darüber zu reden, wer das will und warum, schlage ich vor, darüber zu reden, wie diese Reform aussehen müsste.

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Der Hintergrund ist, hinter vorgehaltender Hand, dass der Islam im Grunde „eh wie das Christentum wäre und den gleichen Weg gehen müsse und werde“ und dieser Prozess einfach beschleunigt werden müsse. Aber was ist dieser Prozess?

Was macht das rezente Christentum ungefährlicher als den rezenten Islam? Und hier müssen wir ausholen und uns Hühner und Computercode ansehen.

Hühner besitzen den genetischen Code für Zähne, haben aber keine, weil dieses Gen blockiert wird. In Computercode stehen üblicherweise auch ein Haufen Dinge die nicht ausgeführt werden, weil der Teil des Codes eben nie abgerufen wird. Und das Christentum hat das Buch Levitikus aber keiner hält sich an die dort angeführten obskureren Regeln.

Warum? Und: wie hängt das zusammen?

Recht eindeutig, wie wir sehen werden.

Selbst in den Zeiten, in denen das Christentum erhebliche Macht hatte, es Blockaden gab, die verhinderten, dass die Bibel Eins zu Eins umgesetzt werden kann. Diese Blockaden entstammen im Wesentlichen den Umstand, dass das Christentum nie so wirklich das Gesetz durchdringen konnte. Unser Gesetz ist noch immer eher heidnisch-römisch als christlich und das Gleiche gilt auch für einen erheblichen Teil unseres Brauchtums und damit der gelebten Kultur.

Der Katholizismus verbog sich dramatisch um mit dem Brauchtum kompatibel zu sein: Ostern und Weihnachten sind heidnischer als christlich. In den angeblich „christlichen Gesellschaften“ arbeiten also allerlei Dinge gegen das Christentum und diese Dinge halten die eher problematischen Aspekte in Schach. Und umgekehrt.

Der grundlegende Code unserer Gesellschaften ist hochgradig chaotisch und voller sinnloser und gefährlicher Komponenten die einfach übersprungen oder ignoriert werden.

Moslemische Gesellschaften sind tendenziell monolithischer/reiner wobei es auch hier Sinn macht die Ausnahmen zu betrachten. Gesellschaften die Elemente ihrer vorislamischen Kultur behalten haben oder offen für nichtislamische Einflüsse waren, performten tendenziell besser als jene Gesellschaften in denen der Islam alles durchdrungen hat. Die Osmanen und Perser herrschten zum Beispiel Jahrhunderte über die Araber. Die Konvertierten also über das auserwählte Volk.

Genauso performten christliche Kulturen üblicherweise besser je weniger dogmatisch sie das Christentum lebten, beziehungsweise darauf pochten, dass die Kultur eben mehr ist als das Christentum.

Die Schlussfolgerung ist also einfach: ein reformierter Islam wären also Moslems die ihre Schrift nicht so verbindlich sehen. Oder?

Naja, nicht wirklich. Leider.

Um eine Passage des Koran zu ignorieren muss die Ursache genauso wichtig oder wichtiger für den Betroffenen sein wie der Koran selber. Für den Wald und Wiesenchrist ist Weihnachten üblicherweise wichtiger als die Bibel in der von Weihnachten keine Rede ist, deswegen feiern wir Weihnachten, zum Leidwesen der Puristen.

Ein reformierter Islam bedingt also in den Köpfen der reformierten Moslems ein Wertesystem das in diesen Köpfen gleich viel oder mehr Wert hat als der reine Glaube. Kann so etwas entstehen? Ich denke ja, aber der Prozess kann nicht gefördert werden indem man die Puristen in Schutz nimmt. Im Grunde ist schon Toleranz hier schon kontraproduktiv.

Ein reformierter Islam entsteht dann, wenn Moslems verstehen, dass der Grund warum sie schlechter performen als andere Gruppen mit ihrem puristischen Zugang zu ihrem Glauben und der daraus resultierenden Lebensweise zusammenhängt.

Wer es besser haben möchte, muss beginnen sich über Manches hinwegzusetzen und so entsteht langsam aber sicher ein System das die problematischen Teile des Korans ignoriert. Diese Teile bleiben aber bestehen, genau wie Levitikus und Hühnerzähne potentiell noch da sind. Nur die Praxis ändert sich eben.

Kann die westliche Politik einen reformierten Islam erschaffen? Nicht wirklich. Aber wir können ihn begünstigen indem wir aufhören die Strenggläubigen mit Samthandschuhen anzufassen und beginnen den gläubigen Moslem genauso übel wie den gläubigen Christen zu behandeln.

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