Game of Thrones und das Ende des Fernsehens

Es mag ja noch die einen oder anderen geben die Game of Thrones nicht gesehen haben. Für diese Relikte der Staatsfunk Ära eine kurze Zusammenfassung:

In einem fiktiven Universum schlagen sich ein Haufen Menschen die Schädel ein, vögeln wild in der Gegend herum und planen wie sie sich gegenseitig einen Dolch in den Rücken stoßen um König zu werden, während an drei Fronten die Feinde von außen vorrücken.

Jeder sieht darin etwas anders, für mich war es eine Geschichte über die Elite und wie sie das restliche Volk sieht: als Bauern in einem Schachspiel.

Ich fand die Serie gut bis sehr gut.

Das fanden auch Millionen andere Zuseher und daher wurde vor 3 Jahren begonnen an einem Nachfolger zu basteln.

Vor drei Jahren bedeutet 2016. 2016 ist insofern anders als 2019 als dass 2016 die Medienlandschaft noch der festen Überzeugung war, dass sich Themen die von links Außen, verbreitet via Massenmedien, toll verkaufen. „Get woke, go broke“ wurde zwar auch damals schon geflüstert, es wurde aber weitgehend verlacht.

Die Idee war damals, dass es eine simple Kalkulation ist: man mag zwar Kernfans, die auf Logik und Konsistenz pochen, verschrecken aber das wäre ein akzeptabler Preis wenn man dafür die sogenannte „wider audience“ gewinnen kann. Gemeint sind, unter anderem, Zuseher die aus anderen Gründen einschalten als wegen der Geschichte, etwa weil man den ersten transsexuellen Zombie der Filmgeschichte hat. Man spekulierte dass das sehr viele Menschen sein würden.

Nach 3 Jahren und unzähligen vernichteten Millionen hat es sich nun langsam in die Topetagen durchgesprochen dass Filme sich nicht verkaufen wenn man genau die Zuseher verschreckt die sich den Film als erstes ansehen und dann ihren Normalofreunden Empfehlungen geben.

Das Resultat ist ein munteres Zurückrudern.

Was bedeutet das nun für Game of Thrones?

3 Jahre wurde also an einer Vorgeschichte gearbeitet die die Besiedelung von Westeros thematisiert. Die Menschen fielen im Wesentlichen dort ein und vertrieben die Ansässigen. Man spann das ganze also rund um eine Kolonialisierungsgeschichte: Elfenartige die harmonisch mit der Natur leben und schwarze Whitewalker (quasi Schneezombies) würden glücklich und zufrieden in ihrer Heimat leben, dann kommt der weiße Mann und zerstört alles, plus lesbische Heldin die alles platt macht. Ein klassisches linkes Märchen eben. So platt, absehbar, moralisch, langweilig und absurd wie gewohnt.

Nun ist es aber 2019 und die Bosse haben keine Lust mehr Geld zu verlieren. Das Konzept wanderte also scheinbar in die Rundablage und statt dessen dreht sich das neue Konzept um den Aufstieg des Hauses Targaryen.

In knappen Worten: ein Typ mit einer Armee aus Drachen der schrittweise das Land erobert. Klingt also als würden sich ein Haufen Menschen die Schädel einschlagen, wild in der Gegend herumvögeln und planen wie sie sich gegenseitig einen Dolch in den Rücken stoßen um König zu werden, während eventuell an drei Fronten die Feinde von außen vorrücken.

Klingt wie etwas das mir gefallen könnte.

Klingt wie etwas das allen gefallen könnte die sich die Show angesehen haben.

Klingt wie etwas das sich genauso, nicht mehr und nicht weniger, wie die ursprüngliche Serie verkaufen wird.

Klingt wie eine sichere Wette.

Diverse Kommentatoren im linken Spektrum jammern nun dass das nicht mutig genug sei.

Warum überhaupt? In Game of Thrones hatten alle Hautfarben, alle sexuellen Neigungen (und ich meine Alle!) und jede Ansicht ihren Platz. Es wurde nur eben nicht viel Wind darum gemacht. Die sexuelle Ethik bewegte sich eben irgendwo zwischen dem antiken Ägypten und antikem Griechenland, im Gegensatz zu sonstiger Mittelalterfantasy die sich eher an der Verklemmtheit des Mittealters orientiert.

Was und mit wem die Leute was tun war jedem weitgehend egal. Aber das ist dem linken Flügel ja nicht genug.

Wie auch immer.

Die frühen 2020iger werden also scheinbar ein Wendepunkt sein. Langsam hat sich herumgesprochen dass die lautstarken Brülläffchen die immer und überall fordern die interessanten Dinge zu streichen und durch „mutige“ und „fortschrittliche“ Konzepte zu ersetzen eben keine Produkte kaufen.

Der Ottonormalverbraucher wird immer, wenn er die Wahl hat, zum Produkt greifen das ihn unterhält und eben nicht zu dem das ihn versucht zu einem „moderneren Menschen“ zu erziehen. Niemand geht freiwillig in die Sonntagsschule.

Die modernen Moralisten verlieren in Lichtgeschwindigkeit den Boden unter den Füßen, die Unterhaltungsmedien werden scheinbar wieder entpolitisiert.

Denn eines muss jedem klar sein: die Politisierung erfolgte nicht aus Überzeugung der Bosse sondern weil sie dachten dass das ihr Produkt verkauft! Keine Firma die Regenbögen auf ihre Produkte pinselt tut das aus Überzeugung. Der Grund ist immer nur euer Geld.

Eine Entpolitisierung muss erfolgen damit das Medium überhaupt noch eine Chance hat. Schon jetzt sind die Zuschauerzahlen auf Youtube in einem absurden Ausmass höher als millionenschwere Produktionen im Fernsehen.

Supergirl etwa verliert im Moment jede Woche rund 10-20 000 Zuseher und ist bereits knapp an der ein Millionen Zuseher Grenze. Das letzte PewDiePie Video auf Youtube (veröffentlicht vor 12h) hat bereits 2,5 Millionen Zuseher angelockt, bei Produktionskosten von nahezu Null.

Fernsehen ist also sowieso am Ende, es sei denn sie beginnen das zu tun was PewDiePie und andere auf Youtube machen: die Leute unterhalten.

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