Brunos Gesundheitsblog #1: "Magerwahn/Sportsucht" - Was soll der Sch*** ?!

Kleine "Warnung": Ich bin ein sehr direkter Mensch, der auch gerne Kraftausdrücke verwendet. Für's Bloggen auf F+F hab ich mir gedacht, halt dich da zurück und schreibe so, dass man deine Beiträge auch im Fernsehen vorlesen könnte. Naja im Großen und Ganzen hab ich das auch bisher hinbekommen, aber das ist grad ein Thema, dass mich sehr trifft und aufregt. Insofern werd' ich mich im folgenden Blog nicht besonders zusammenreißen. Wer Profanität partout nicht ausstehen kann, der sollte nicht weiterlesen.

Ich befinde mich seit geraumer Zeit (etwas mehr als ein Jahr) auf einem Pfad der "Besserung". Ernährung umgestellt, betreibe Sport und achte auf meine Gesundheit. Ich habe mir immer überlegt, dass zu einem Blog zu machen, fand das aber etwas zu aufmerksamkeitsheischend. Ich wollte auch kein typischer Fettsack sein, der beschließt sich zu bessern und als ersten Schritt Aufmerksamkeit benötigt. Mittlerweile sind 2/3 der Kilos weg, mein KnowHow im Gebiet Sport-Ernährung-Gesundheit ist um einiges größer und in letzter Zeit häufen sich Nachrichten in den Medien und Entwicklungen (vorallem im anglophonen Raum, aber mittlerweile auch in Mitteleuropa), dass ich denke, es wäre nun ein guter Zeitpunkt damit zu beginnen.

Damit zum ersten Beitrag der Blogreihe Brunos Gesundheitsblog:

Der Blogtitel sagt alles: Was soll der Scheiß ?

In letzter Zeit häufen sich immer wieder Nachrichten und Studien über "Essstörungen", "bedenkliche Entwicklungen", "die Burschen werden auch immer kränker" ... ad infinitum.

Notiz vorweg. Ich will keinesfalls Krankheiten im Kreis der Körperdysmorphie kleinreden oder verharmlosen, ich werde auf die noch zu sprechen kommen, aber es wird versucht ein Bild zu zeichnen, als ob das grassierende Probleme wären, die massenhaft Menschen betreffen. Besonders gerne geht es um "KINDER UND JUGENDLICHE" um unseren Beschützerinstinkt zu wecken.

Bevor ich mit meinem Wutanfall weitermache ein paar Zahlen vom Bundesministerium für Gesundheit:

7-14 Jährige: 24% übergewichtig oder adipös. 4% untergewichtig18-65 Jährige: 40% übergewichtig davon 12% Adipös. 2% untergewichtig.

Kleine Randnotiz: Adipositas beginnt ab einem BMI von 30, was auf einer Körpergröße von 178cm 95 Kilogramm wären. Pi mal daumen für jeden Zentimenter +- einen Kilogramm +- rechnen um das Gewicht für einen BMI von 30 zu bekommen. Der BMI als Maß ist sicher nicht unkritisch zu nehmen, aber für den durchschnittlichen Menschen passt er, auf eine Kritik am BMI komm ich noch zu sprechen(vill nicht in diesem Beitrag).

Hier enden die Fakten, ab jetzt beginnt das wütende Gebrabbel eines Fettsackes auf Abwegen.

Wieso Fettsack auf Abwegen ? Ich wiege mittlerweile ~22Kilogramm weniger als noch vor einem Jahr und Ziel sind weitere 10-15. Wenn es nach einer Mangweth-Matzek ginge, so bin ich ein krankhafter Extremsportler. Dem durchschnittlichen Österreicher werden Begriffe wie HAES oder FatFeminism wahrscheinlich noch kein Begriff sein, wobei Hoffnungen meinerseits, dass dies so bleibt, leider sehr naiv sind (und ich auch ironischerweise, zu ihrer Verbreitung beitrage).HAES ist ein Acronym für HealthyAtAllSizes, HAES entspringt der FatPositivism/FatFeminism - Bewegung. Die es sich zum Ziel gesetzt hat, das (weibliche) Übergewicht zu normalisieren.

Langsam kriege ich das Gefühl, dass man diese Ideale versucht nach Europa zu bringen.

Wir leben in einer immer fetter werdenden Welt. In Österreich kommen wir da noch gut weg, wenn wir die USA hernehmen, wo "Obesity" (BMI30+ bei uns Adipositas) in einigen Bundesstaaten schon über 30% beträgt und der dünnste Bundesstaat auf 20.7% kommt. Nehmen wir nun die "Overweight People" dazu, so sind es zwischen 55% und 67% (inklusive den "Obese";). Diese Zahlen sind für Erwachsene, bei den Kindern sieht (noch) etwas besser aus, dort sind zwischen 8.5 und 22% der Kinder&Jugendlichen "Obese".

Wenn wir nun bedenken, dass in Österreich "nur" 40% der Erwachsenen übergewichtig UND adipös sind, so sind wir noch weit weg von US-amerikanischen Verhältnissen, die Betonung lag auf noch.

Ich war schon immer dick, das letzte Mal unter 90 war ich mit 15 und dann nach dem Bundesheer, mittlerweile fehlen noch ne handvoll Kilos um wieder unter die 90 zu kommen.

Wieso war ich ein Fettsack ? Ganz einfach: Ich habe viel zu gerne gegessen und meine körperliche Aktivität beschränkte sich auf meine Finger.

Ich hatte keine schweren Knochen.Es waren keine Muskeln darunter.Ich gehörte nicht zu jenen Magiern der Thermodynamik, die nicht verstehen wieso sie dick sind, weil sie essen ja eh nicht viel und sich gesund ernähren.

Ich war ein Fettsack, weil ich Essen, Süßigkeiten und Alkohol über Maßen und gerne konsumierte. An einem durchschnittliche Wochende wurden 5 Bier, eine halbe Flasche Rum, 'ne handvoll Chipspackungen und FastFood auf dem nach Nachhauseweg konsumiert. Eine Packung Nimm2 oder eine Tafel Schokolade am Tag war normal. Wasser wurde nur getrunken, wenn um 1 Uhr in der Früh der Saft aus ging.

Essen ? Hauptsache viel. 1 Kilogramm Hühnerflügel oder zum großen Schnitzel 300Gramm Reis mit Beilagen und noch dick Barbequesoße drüber. Hey kein Ding.

Zu meinen Glanzzeiten brachte ich 120 Kilogramm auf die Waage.Ich gehörte zu jener Gruppe Menschen, die sagten: Ich bin dick, weil ich dick sein will. Ich könnte jederzeit abnehmen!

Eine typische Aussage eines Süchtigen, aber ich bin jemand, der wenn er etwas sagt es auch meint, was nicht immer positiv ist. Als die Aussage einmal in einem Gespräch mit Freunden fiel und nicht nur im Selbstgespräch, hatte ich den Salat. Ich wurde herausgefordert meinen Worten, Taten folgen zu lassen. Mein Sturkopf lässt es nicht zu, dass ich eine solche Herausforderung einfach sitzen lassen. Andererseits hab' ich mir gedacht "ne Bruno eigentlich wärs ma nett. Warste jetzt 10 Jahre Fettsack, wie wärs mal mit was anderem."

Wieso erzähl' ich das zuerst, obwohl ich mich über was anderes aufregen wollte ?

Weil, nachdem ich mir zum Ziel gesetzt hatte, mein Gewicht auf irgendwo zwischen 80 und 90 zu reduzieren, ich anfing mich mit den Bereichen Ernährung & Abnehmen zu beschäftigen (da ich davor nur über typische Hausweisheiten verfügte, die in der Regel noch dazu falsch sind). Und wie es da so mit dem Cognitive Bias so ist, fallen einem natürlich Sachen mehr auf, wenn man an sie denkt und sich mit ihnen beschäftigt. So auch alle aktuellen Entwicklungen zum Thema Körper und Gesundheit.

Auf gut deutsch gesagt, ich finde es einfach richtig scheiße was hier abgeht.

Essstörungen sind ein ernsthaftes Problem und ich denke jeder von uns kannte/kennt jemanden, der einer Form von Körperdysmorphie litt/leidet und/oder eine Essstörung hat/te. Freunde, Familie oder der/die Liebste, diese Krankheiten sind ernsthaft und man sieht, wie die Menschen darunter leiden. Wie kann man dagegen vorgehen ? Es bedarf mehr Aufklärung, da stimme ich allen Ernährungspsychologen zu.

Was ich nicht einsehen will, ist die Tendenz den derzeitigen Status Quo als normal anzusehen. Was soll das ? Fast die Hälfte aller Menschen ist übergewichtig, aber mehr als Lippenbekenntnisse und Möchtegernaktionen gibt es da nicht. Ja teilweise sind die Initiativen von Politik und Staat für unsere Gesundheit, dieserabträglich und tragen erst Recht ZUM PROBLEM BEI. (auf ein paar dieser Dinge, bin ich erst im Laufe meiner Reise Richtung 90 Kilo gestoßen und werde in anderen Blogeinträgen zu diesem Thema schreiben).

"Immer mehr Mädchen haben ein unrealistisches Schönheitsideal im Kopf" - unrealistisch inwiefern ? Nur die wenigsten Mädchen sind wirklich von Magersucht oder Bulimie betroffen, den meisten geht es darum ein Normalgewicht zu erreichen mit dem sie sich wohl fühlen.

Aber was tun wir ? "Nein das passt schon so, du bist super wie du bist!"

F*CK OFF!

Die neueste (Umfrage-) Studie zu dem Thema hat ergeben, das 2.6% der Befragten eine Essstörung haben. Mal ganz davon abgesehen, dass es bei Studien deren Ergebnisse sich aus Selbsteinschätzungen und Beantwortungen auf Fragen speisen vorsichtig sein muss, so sind dies "nur" 2.6%. 3 in 100 wenn wir aufrunden, während 40 in hundert fett sind. (Weitere 7% der Befragten hatten zumindest ein Symptom einer Essstörung laut DSM-5, was aber nicht besonders kritisch sein muss, da die Symptomlisten des DSM-5 sehr extensiv sind und ein einziges Symptom auch nicht genug ist für eine Diagnose).Das besondere an dieser Umfrage war, das diesmal Männer untersucht wurden, da man sich im Bereich Essstörungen, ja eigentlich primär mit Frauen beschäftigt.

Ich greife das F*CK OFF hier wieder auf. Wieso kommt es bei Menschen die abnehmen wollen, manchmal zu Essstörungen ?

Weil wir nicht aufklären. Der Westen in seiner politischen Korrektheit ist zu einer Gesellschaft verkommen, in der das Prinzip Nummer 1 der Teilnehmerpreis ist. "Hauptsache mitgemacht". Der Westen wird zu einer Gesellschaft in der es keine Verlierer mehr gibt, jeder ist für sich ein Gewinner.

"Übergewicht ist ein gesellschaftliches Problem", "steigende Kosten im Medizinbereich", "Mehrbelastung für Versicherungen", usw usw

Aber sobald wir beim Thema Übergewicht das Gebiet der Statistik verlassen und wir uns mit dem Menschen selbst beschäftigen, ist der Tonus plötzlich ganz anders. "Ja also wenn du dich wohlfühlst", "jeder ist so wie er ist" ...

Es ist erstaunlich wie wenige Menschen eine Ahnung davon haben, wie der menschliche Körper überhaupt funktioniert und wie man abnimmt. Bei den meisten normalgewichtigen Menschen, ist das Normalgewicht nicht das Resultat bewusster Entscheidungen die auf Wissen im Bereich der Ernährung basieren, sondern einfach nur Effekt einer Erziehung und Gewöhnung. "Wenn ich es so mache wie bisher, dann bleib ich so wie ich bin".

Es ist auch so wunderbar, wie schwer es ist an brauchbare Informationen zu kommen.

Magazine(egal an welches Geschlecht gerichtet) sind (bis auf wenige Ausnahmen) wertloser Müll und Scheißdreck, voll von nutzlosen Wunderdiäten, Superrezepten und schlimmstenfalls Werbungen für die neueste Masche, um gutgläubigen Menschen die sich ändern wollen, Geld aus der Tasche zu ziehen. Jeder kennt sie diese Wunderpillen/pulver und jeder kennt wen, der Geld für so einen Schrott ausgegeben hat und zur Überraschung von niemandem, nicht abnahm.

Freunde und Familie sind da oftmals auch keine große Hilfe. Einige sind selber übergewichtig und sehen darin kein Problem. Andere haben nur so typische Märchengerüchte und Halbweisheiten, oder komische Diäten die sie von so und so gehört haben. Einige sind zwar normal oder untergewichtig, aber ohne besonders darauf zu achten und können nicht helfen, weil "naja ich esse nicht viel und mache bisschen Sport" und die Sportler im Bekanntenkreis fragt man nicht, weil: "das sind Sportler ich will ja nur ein bisschen abnehmen, die können mir sicher nicht helfen" (was in der Regel falsch ist und sie die perfekte Ansprechperson gewesen wären).

Informationen über Ernährung die wir von der Schule (und daher vom Gesundheitsministerium) bekommen sind meistens zu oberflächlich, teilweise abträglich/schlecht und in der Regel nur darauf ausgerichtet, wie eine normale Ernährung aussieht und nicht wie man gesund und vernünftig ab-(oder zu-)nimmt.

Es gibt keine Authorität die einem weiterhelfen kann, ja die gängige Reaktion zurzeit ist: "Du brauchst keine Hilfe, da ist kein Problem." Der Mensch und insbesondere der junge Mensch hat ein Problem mit Autorität, die einem B sagt, während man A denkt.

Also guckt man sich anderswo um.

Bei Gleichaltrigen ... naja Ernährungswissenschaften gehören nicht zur Allgemeinbildung. Mehr als nur Gerüchte oder Falschinformationen findet man dort nicht vor, aber das Problem ist, dass man diese eher akzeptiert, weil sie von gleichaltrigen kommen. Das fängt an mit Tipps von "vor dem Essen 2 Glas Wasser trinken, weil dann isst man weniger" bis zu "ein Löffel Essig vor der Mahlzeit". Alles schon in Familie und Bekanntenkreis gehört und erlebt und mit etwas Pech kriegt man aber so Tipps wie "einfach alles auskotzen" und "Hunger dich runter, anders geht es nicht".Mangelnde Aufklärung (aus gutmeinten Gründen) führt dazu, dass diejenigen die vielleicht nur 2-3 Kilo abnehmen wollen, zu extremen Mitteln greifen und vielleicht sogar noch eine Körperdysmorphie entwickeln, da sie sich nur mit Menschen über Gewicht und Diät unterhalten, die dieselben Probleme haben. Es entsteht eine Echo-Kammer und der Teufelskreis nimmt seinen Lauf.

Insofern finde ich die Entwicklung die in den letzten 2-3 Jahren bei den Burschen eingesetzt hat sehr nett, selbst als ich noch selber zur Gruppe BMI 35+ gehört habe, fand ich es sehr gut, dass ein höheres Gesundheitsbewusstsein eingesetzt hat, auch wenn vielleicht die Motivation nicht ganz die Richtige war.

Wir haben es dem deutschen Gangsterrap zu verdanken, dass Sport nicht mehr nur als "Wettbewerbssport" verstanden wird. Sport war früher eine Teamsportart und Ballspiele oder im Bereich Leichtathletik/Ausdauersport. Seit der Brustumfang des durchschnittlichen deutschen Rappers sich verdoppelt hat, hat die männliche Jugend einen neuen Ort des Sportes entdeckt. Das Fitnesscenter.

Diese Entwicklung machte natürlich nicht in der Szene der Rapfans halt, andere Subkulturen wollten da nicht hintan-stehen und schon bald fanden sich auf Youtube&Socialmedia, Metallifter/Trancelifter und jede Clique hatte ihre Helden.

Nur die wenigsten der Burschen kippen da zu 100% rein, die meisten sobald sie bemerken, wie viel Arbeit das eigentlich ist, belassen es dabei eine grundlegende körperliche Fitness zu haben und gehen nur noch 1-2 die Woche hin um ihre Grundübungen zu machen. In der Eisensportszene sind diese "Bros" zwar verpöhnt, aber es ist nicht zu verleugnen, dass diese trotzdem ein Bewusstsein für Gesundheit schaffen.

Und die Informationen die sich diese Menschen während des Krafttrainings holen, gelangen dann in ihre Umgebung. Sie machen sich klug was Ernährung angeht, teilen diese Informationen und sorgen generell für ein höheres Gesundheitsbewusstsein in ihren Cliquen.

Es ist auch zu bemerken, dass der Besuch im Fitnesscenter seitdem die Jugend angefangen hat, auch bei älteren Männern immer beliebter wird. Man will nicht hintanstehen. Einige fangen mit Krafttraining an, andere belassen es bei Cardio um dem Bierbauch kleiner zu machen.

Natürlich ist das ganze nicht so rosig, wie ich das jetzt dargestellt habe. Aufgrund fehlender qualitativer Quellen kommt oft nur Halbwissen, veraltetes Wissen oder "Broweisheiten" daraus raus, es ist auch leider so, dass die beliebtesten Sternchen in der Fitness Social Media Szene oft nicht diejenigen sind, die am meisten eine Ahnung haben.

Es fehlt die gutinformierte Autorität die aufklärt.

Was uns zum Internet bringt. Egal ob es nun ums Abnehmen oder Fitnesstraining geht, das Internet vereint alles in sich. Die schlechtesten und die besten Seiten(Wortspiel nicht beabsichtigt). Mädchen die abnehmen wollen geraten sehr leicht in Communities in denen Anorexie plötzlich Statussymbol ist und Fitnessinteressierte müssen sich mit teilweise sehr widersprüchlichen und schlechten Informationen begnügen oder sind in den Communities ihrer Social Media Helden, die oft nicht optimal dazu ausgebildet sind, andere anzuleiten.

Eine sehr willkommene Entwicklung ist dank Instagram zu beobachten, immer mehr Mädchen und Frauen fangen sich an für Fitnesstraining zu interessieren und die großen Gym-Ketten bieten nun oftmals eigene Frauenbereiche oder Frauenkurse an und es gibt Fitnesscenter exklusiv für Frauen.

Hier ist nun der Knackpunkt, der mich zur Weisglut trieb ... Bisher waren solche Ideen und Meinungen noch auf die Kuschelkammer der liberalen amerikanischen Academia begrenzt, aber heute musste ich in einem österreichischen Nachrichtenmedium lesen, wie Fitnesstraining (Ausdauer und/oder Kraftsport) als "Extremsport" bezeichnet wurde.

Meine erste Reaktion auf das war wahrscheinlich sehr nah an der Grenze zur Anzeige wegen Beleidigung. Mittlerweile (und einen Christkindlmarktbesuch später) habe ich mich genug beruhigt um mich freundlicher auszudrücken.

Eine solche Aussage ist einfach unreflektiert und furchtbar schädlich, auch wenn es im Artikel um Männer ab 45+ ging, so wird das im Umkehrschluss auf die trainierwütige Jugend anwendet und es gibt so schon viele(zum Teil unnötig) kritische Stimmen zur Fitnessbegeisterung der männlichen Jugend.

Fitnesscenter sprießen in Deutschland und Österreich nur so aus dem Boden und es ist nicht genug um die Nachfrage zu decken. In Wien gibt es dutzende Filialen von verschiedenen Anbietern und Ketten und meines Wissens nach, eröffnen nächstes Jahr mindestens 2 neue, während alte oft umgebaut und erweitert werden.

2.6% der befragten Männer erfüllen alle Kriterien einer Essstörung, aber es wird darauf geschlossen das dieser Trend zum gesunderen Körper das Ergebnis einer Körperdysmorphie-Epidemie wäre die zehntausende Österreicher betrifft. Der regelmäßige Besuch eines Fitnesscenters um Sport zu betreiben ist exzessive und gesundheitsschädlich und eigentlich sind daran nur die unrealistischen Schönheitsideale schuld. Weißte was ... ich behalts für mich.

Was sind diese "unrealistischen Schönheitsideale" ? Magersüchtige Models werden da oft herangezogen, aber fragt man nach, so will eig. niemand wie die aussehen, man wäre nur gerne dünner/schlanker und schöner, aber niemand sagt einem wie man dies gesund und normal erreicht, weil man ja schön ist so wie man ist. Dieses unrealistische Schönheitsideal existiert nur, wenn wir den derzeitigen Zustand als "Standard" betrachten. Und der derzeitige Zustand sind Fettleibigkeitsepidemien und die nicht übergewichtige Bevölkerung ist ja damit nicht zwangsläufig sportlich/trainiert/fit, sondern nur eben nicht fett.

Nein bleib so wie du bist! Unterdurchschnitt ist gut! Du bist gut so!

Ich wiederhole mich: F*CK OFF!

Was sind wir für eine Gesellschaft geworden ? Wir predigen Wasser (übergewicht ist ein Problem, wir müssen was dagegen tun), aber trinken Wein (nein bleib so wie du bist!).

Bulimie, Anorexie oder Dysmorphie

Statt dass man sich derer annimmt und aufklärt und den Betroffenen dabei hilft, werden plötzlich alle Menschen die körperbewusste Überlegungen treffen als eine Art "Risikogruppe" definiert und Probleme die statistisch gesehen nur wenige %punkte der Bevölkerung betreffen, werden so dargestellt als ob sie dem Problem der Verfettung unserer Gesellschaft gleichwertig wären ...

Aber uns wird in der Schule gesagt: Einmal Obst am Tag und 2/3 Gemüse am Teller. Obst und Gemüse ist nicht gleich gesund. Jeder kennt das Klischee vom Fettwanst der einen Salat bestellt und dann einen halben Liter Dressing draufschüttet. Es ist kein Klischee, es ist Realität. Vermeintlich gesunde Speisen enden als Kalorienbomben, weil man sie mit Ölen/Soßen übergießt.

Warum ist "gut genug" das Leitprinzip ?

Ich finde das Sokrates Zitat sehr passend, überliefert bei Xenophon, dass ungefähr so geht wie: Kein Mann hat das Recht ein Amateur im körperlichen Training zu sein. Es ist eine Schande für einen Mann, alt zu werden, ohne je die Schönheit und Stärke gesehen zu haben, zu denen sein Körper fähig ist.

Wir leben im Jahr 2015 und nicht im alten Griechenland, insofern muss das Mann mit Mensch ersetzt werden. Und ich meine damit nicht, dass nun jeder Mensch ein fitter Halbgott sein soll, ja es hätte sogar gereicht einmal so zu sein. In meiner Bundesheerzeit bin ich täglich Strecken gelaufen, die mir heute unrealistisch erscheinen, aber es war so. Ich hatte zumindest einmal eine Zeit in der mein Körper (ziemlich) am Höhepunkt war.

Und wenn man nie seinen Körper in einem solchen Zustand hatte, so muss man bedenken, dass die Meisten (Krankheitsbedingte Fälle gibt es leider immer) dazu in der Lage sind und es trotzdem nicht getan haben, ja nichtmal in Betracht ziehen. Einige meiner Freunde/Familie sind übergewichtig und ich geh denen nicht damit auf die Nerven, dass sie jetzt auch abnehmen sollen. Sie fühlen sich wohl so wie sie sind und falls sie es doch einmal vorhaben, so werde ich sie dabei unterstützen. Ich verurteile übergewichtige Menschen nicht, aber ich verurteile den Bullshit drumherum. Übergewicht ist eine Belastung für eine Gesellschaft, finanziell und sozial. Man muss sich das eingestehen und aufhören mit sinnlosen Ausreden oder versuchen Übergewicht zum Normalgewicht zu machen. Wenn du dich in deinem Körper wohlfühlst, dann brauchst du keine Ausrede, sondern nur ein "Ich fühl mich wohl", ja nichtmal das. Wenn du dich in deinem Körper wohlfühlst, ob dick/dünn/sportlich/etc brauchst du dich nichtmal dafür rechtfertigen, es ist nicht meine Suppe. Aber leider ist das nicht der Fall. Krankhaftes Übergewicht wird zu einem 1 in 10 (oder noch öfter) Problem, aber jeder hat Krankheiten und Gendefekte die 1:1000 (oder noch seltener) betreffen. Man fängt an sein Gewicht zu rechtfertigen und sorry, aber das zeugt nicht gerade von Selbstbewusstsein und Zufriedenheit. Es gibt Leute die sind fett und Punkt. Ich war(bin) einer. Vielleicht wiege ich in 5 Jahren wieder 120kg, vielleicht auch nicht. Vielleicht gehör ich zu jener Gruppe Menschen die sich nicht wohlfühlen, wenn sie nicht dick genug sind. Jedenfalls hab ich in Rekordzeit nach dem Bundesheer wieder zugenommen, dass ist etwas, worauf ich gespannt bin. Wie gesagt, wenn man sich in seinem Körper wohlfühlt, so unterstütze ich das vollends. Ich habe was das Abnehmen betrifft, paradoxerweise Probleme, da ich mit meinem Körper zufrieden bin und meine Motivation in erster Linie daraus resultiert, dass ich einfach mal so sehen will, wie ich bin wenn ich mal 40kg weniger wiege (und wie schon erwähnt, vielleicht gefällts mir überhaupt nicht und ich nehme wieder zu) und weil ich nicht will, dass meine Worte nur leere Phrasen sind.

Aber je mehr ich mich mit diesem Thema beschäftige, desto schlimmer finde ich den Zustand der westlichen Zivilisation und desto schlimmer sehe ich die Entwicklungen. Krankheiten im Bereich der Essstörungen werden dazu missbraucht, um den Zustand der immer fetter werdenden Bevölkerung zu verharmlosen, ja teilweise sogar zu legitimieren. Essstörungen entspringen einem falschen Körperbild und krankhafter Wahrnehmung des eigenen Körpers, eine Dysmorphie ist eine psychische Störung, die man behandeln kann und muss. Sie entspringen, aber keinem unrealistischen Schönheitsideal. Schauspielerinnen und Fußballer sind nicht schuld daran, Schuld daran ist, dass die durchschnittliche Gesellschaft einfach so weit weg vom fitten Körper ist, dass man nicht mehr daran denkt, dass ein dünner und minimal sportlicher Körper realistisch, ja normal ist. Unrealistisch sind diese Ideale bestenfalls relativ, wenn wir 40-60% Übergewicht in der Gesellschaft als normal und Teil des Gesamtbildes akzeptieren.Schuld daran ist, dass es null Aufklärung und Bildung im Bereich Ernährung gibt.

Ich denke, das war mal genug aufregt.

Ich habe viele Punkte angeschnitten, zu denen sicher Gesprächsbedarf besteht und ich werde auf vieles in weiteren Blogeinträgen eingehen. Die Ärzte und Psychologen hier auf F+F dürfen sich darauf verlassen, dass ich meine Meinung (im Gegensatz zum Blogeintrag über Suizid) nicht auf philosophischen Überlegungen, sondern auf medizinischen Studien und relevanten Statistiken bilde und ich diese auch in den jeweiligen Blogeinträgen angeben werde.

Die Quellen für diesen Beitrag waren das BMG für die Statistiken zu Österreich und Wikipedia für die Statistiken für Amerika.

Ich werde versuchen auf 1 Blog/Woche zu kommen und in Zukunft wieder die Verwendung von Kraftausdrücken auf null zu schrauben, auch werde ich ab jetzt unter einem Klarnamen bloggen oder den zumindest im Profil angeben.

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