Heute wurde ein österreichisches Urteil bekanntgemacht im Falle der VW-Abgasmanipulationsentschädigungen.

Den geschädigten Autokäufern und -innen wurden nur 4% des Kaufpreises als Entschädigung zugesprochen, während den auf die selbe Art Geschädigten überall sonst viel höhere Entschädigungen zugesprochen wurden, zum Beispiel in Deutschland 15%.

Somit stellt sich wieder einmal die Frage, ob Österreich eine deutsche Kolonie ist. Ein Markenzeichen des Kolonialismus war oft, dass die Kolonien der Zentralmacht überhöhte Preise für z.B. Fertiggüter-Produkte bezahlen mussten und zu geringe Preise für ihre Rohstoffexporte bekamen.

Diese Bevorzugung deutscher Industriebetriebe und insbesondere deutscher Automobilkonzerne in Österreich ist ja nichts Neues, sondern praktisch eine Konstante der österreichischen Politik und Geschichte.

Auch bei der Beschaffungspolitik österreichischer Ministerien zeigt sich immer wieder eine extrem hohe Dominanz der Auftragserteilungen an deutsche Automobilkonzerne. So sind zum Beispiel die Autos im Polizeibestand praktisch rein deutsch, VW und Porsche.

Auch bei der Erteilung des Zuschlages bzgl. Abfangjäger bekam das teure deutsch-dominierte Eurofighter-Konsortium (mit Sitz im bayrischen Hallbergmoos) den Zuschlag zu einem hohen Preis. Und dieser Eurofighter-Beschaffungsprozess aus dem Jahr 2001 sah auch irgendwie nach rot-grüner Erpressung durch das Kabinett Schröder-Fischer aus: "Entweder Ihr kauft die Eurofighter zu überhöhtem Preis, oder wir werden die Sanktionen gegen die schwarz-blaue Bundesregierung bzw. gegen Österreich auf ewig aufrechterhalten"

Alternativen, insbesondere billigere Alternativen wie der schwedische Gripen, der US-amerikanische F-22 oder der französische Rafale wurden scheinbar alle nicht ernsthaft erwogen. Diese sogenannten Kompensationsgeschäfte zu den Eurofightern dürften, wie schon Ex-Verteidigungsminister Doskozil (SPÖ) vermutlich völlig richtig andeutete, nur den Preis in die Höhe getrieben haben, und damit dem Steuerzahler mehr Schaden verschafft haben, als den profitierenden österreichischen Unternehmen Gewinn. Durch die Intransparenz und den Eindruck der Mauschelei hinter verschlossenen Türen haben diese schwarz-blauen Eurofighter-Kompensationsgeschäfte, die nichts kompensierten, sondern nur kosteten, die Politik aller Parteien nachhaltig beschädigt und in Korruptionsverdacht gebracht.

Die Stadt Wien ist bekannt dafür, eng mit dem deutschen Elektro-Konzern Siemens verflochten zu sein, im Volksmund ist SIEMENS die Abkürzung für "Sozialisten im Endstadium müssen einen Neustart schachern". Weil soviele SPÖ-Politiker und -Politikerinnen nach ihrer aktiven Politzeit bei Siemens unterkamen, in der Optik: nachdem und weil sie einen vermutlich für Siemens sehr lukrativen Deal abgeschlossen hatten. Man kann annehmen, dass die Wienerinnen und Wiener für diese Art der Versorgungspolitik einen überhöhten Preis für Siemens-Produkte zahlen mussten, auch wenn die Sache nicht einwandfrei nachweisbar oder widerlegbar ist, eben weil kein Transparenzgesetz beschlossen wurde, und der Chef des Wiener Landesrechnungshofes/Stadtrechnungshofes abhängig ist vom Wiener Bürgermeister.

Die Bestellungsmechanismen in der Wiener Stadtverfassung (die eigentlich gar keine Verfassung ist) wurden seit 1920 so geändert, dass die Abhängigkeit des Wiener Stadtrechnungshofspräsidenten vom Wiener Bürgermeister (in der Vergangenheit mit Ausnahme der Nazizeit und der Ständestaatszeit immer ein SPÖ-Bürgermeister) erhöht wurde, sodass man auch wegen dieser erhöhten Abhängigkeit Kontrollmängel oder Kontrollverschlechterungen im Vergleich zu früher vermuten kann oder muss.

Ein Aspekt, die Sache mit dem "deutschen Kolonialismus" etwas anders zu sehen, sind die österreichischen Zulieferbetriebe zur deutschen Autoindustrie, seien es nun AVL List oder Magna (beides steirisch oder teil-steirisch übrigens) und viele andere mehr, die scheinbar anständige Preise für ihre Vorprodukte bekommen, was der Kolonialismusdefinition von oben widerspricht. Dennoch ist die starke Verflechtung mit Deutschland erstaunlich. Rein geographisch wäre die Distanz von Graz, das eine Art AutoZuliefer-Hub ist zu Norditalien und den Fiat-Werken dort kürzer als es die Distanz zu VW-Werken in Niedersachsen wäre.

Und die starke Verflechtung mit Deutschland erinnert auch sehr an das Skandalspiel "Schande von Gijon" bei der Fussball-WM 1982 zwischen den Fussballnationalmannschaften von Deutschland und Österreich nach dem 1:0 für Deutschland praktisch gar nichts mehr taten, weil das beides Mannschaften zum Aufstieg reichte. Dementsprechend fad war auch das Spiel und dementsprechend groß der Skandal und die Empörung der anderen Mannschaften (insbesondere der Mannschaften, die durch diese verdeckte deutsch-österreichische Absprache um die Aufstiegschance betrogen wurden), wie der Zuschauer und der Sport-Journalisten.

Auf jeden Fall problematisch erscheint der politische Aspekt: wenn man die Kosten für die Steuerzahler einpreist, dann könnte sich die enge Verflechtung Österreichs mit Deutschland als Verlustgeschäft erweisen. Und die starke Verflechtung mit Deutschland widerspricht auch der "second source"-Logik in der Wirtschaft, dass man sich nie zu abhängig von einem Lieferanten oder Abnehmer (in diesem Fall Deutschland) machen soll, weil man ansonsten leicht erpressbar wird. Im Falle der starken Abhängigkeit Österreichs vom putin-russischen Gas ist diese Einseitigkeit Österreich durch den Ukrainekrieg zum Nachteil geworden - auch wenn ein militärischer Angriff Deutschlands auf ein Nachbarland ausgeschlossen ist, so kann die vielleicht übertriebene Verflechtung mit Deutschland sich doch negativ erweisen.

Und es stellt sich auch die Frage nach dem Transparenzprinzip: wenn die österreichischen Zulieferbetriebe Teil eines Deals zwischen der Republik Österreich und deutschen Autokonzernen sind, dann kann oder muss man diese österreichischen Zulieferbetriebe als Staatsbetriebe bzw. Pseudo-Staatsbetriebe betrachten, insofern, als dann auch das Transparenzprinzip mit einer gewissen Stimmigkeit zur Geltung gebracht werden kann.

Hier deutsche Sportberichterstattung zur "Schande von Gijon": es wird überbetont, dass die Schiebung des Spiels nicht illegal war, der unsportliche, unfaire und uneuropäische Aspekt wird verschwiegen.

Mäßig glaubwürdiges "Hättiwari"-Gerede von Fussball-"Legende" Hans Krankl zur "Schande von Gijon". Wenn eine italienische Mannschaft nach dem 1:0 einen Catenaccio (Schweizerriegel) spielt, dann wird sie wegen der Unattraktivität kritisiert. Obwohl ein Anrennen gegen den Verteidigungsblock für Zuschauer noch immer interessanter ist als ein Stillstand, bei dem keine Seite versucht, das Spiel zu drehen und der Ball immer nur in den eigenen Reihen hin und her geschoben wird, ohne Meter in Richtung gegnerisches Tor zu machen.

Die Mannschaften von Deutschland und Österreich haben das für beide Teams aufstiegsreichende 1:0 zementiert, und nach der 11. Minute und dem Tor das Spiel praktisch eingestellt. Die massiven Proteste der nicht deutsch-österreichischen Zuschauer (insbesondere der Spanier) haben beide Teams hartnäckig ignoriert. Der deutsche Kommentator, der diesen "Waffenstillstand von Gijon" live kritisert, ist gleichsam der fairste in diesem Spiel.

Ich bin eigentlich in vielerlei Hinsicht pro-deutsch, hatte manche deutsche (genau sächsische) Vorfahren und habe des öfteren auch in meinen Blogs Deutsche verteidigt, wie zum Beispiel den aus Bayern stammenden Hochrepräsentanten für Bosnien, Schmidt.

Das heisst aber nicht, dass ich Deutschland gegenüber völlig kritiklos wäre, und wohl auch deswegen, weil ich nicht nur deutsche Vorfahren hatte, sondern auch norditalienische oder südslawische.

Gemeinfrei / Volkswagen https://de.wikipedia.org/wiki/Volkswagen#/media/Datei:Volkswagen_logo_2019.svg

Der wirkliche österreichische Kanzler ? Der deutsche Konzern Volkswagen ? Oder ist ein Konsortium aus deutschen Konzernen die wirkliche österreichische Regierung ?

Der Anteil von VW bei den Gesamtzulassungen ist in Österreich mit 17% signifikant höher als in der Schweiz mit 11%. Und die starke Anlehnung der öst. Politik an VW dürfrte dabei vermutlich eine Rolle spielen, oder mehrere.

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