Chefred. Gujer kein Leuchtturm für die "NZZ"

Chefred. Eric Gujer kein Leuchtturm für die "Neue Zürcher Zeitung" mit undifferenzierten Leitartikeln. Der ordo-u. neoliberale Eric Gujer ist ein Gefangener des "transatlantischen Meinungskonsenses", aus dem es ihm in Leitartikeln nicht gelingt, auszubrechen.

Übrigens Tschou En-Lai (1972 chin.Min.Präs.) auf die Frage: "Was halten Sie von der Französischen Revolution" antwortete darauf: "Es ist noch zu früh, darüber ein Urteil abzugeben"...als hätte er das postfaktische Zeitalter mit seiner Abkehr vom Aufklärungs-u. Menschenrechtgedankens vorhergesehen.

CEO Veit Dengler bezeichnete Gujer einmal als intellektuellen Leuchtturm, dessen Strahlkraft weit über die Landesgrenzen der Schweiz hinausreicht. Das Übermass an Lob berührt peinlich und anbiedernd. Ein verlässliches Merkmal von Unfähigkeit, wenn man bei anderen Menschen hineinkriecht. Die NZZ.ch hat ausgezeichnete Journalisten, war/ist bis dato die qualitativste, deutschspachige Zeitung. Jedoch die NZZ-Unternehmensspitze ist heute mit Leuten besetzt ist, denen ein Gefühl für Verhältnismässigkeit fehlt und damit auch ein Gefühl für die klassische NZZ-Unternehmenskultur.

Meine Sichtweise zu Gujer:

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/nzz-chefredakteur-gujer-claqueur-des-neoliberalismus-26613

Beispiele für schlechten Gujer-Journalismus:

In einem Leitartikel: "Der Nutzen der Wutbürger" schrieb er : "Populismus bedeute zunächst nichts anderes als Ansichten, die von der etablierten Mitte nicht geteilt würden. Im nächsten Satz fügt Gujer an, Populismus niste nicht nur an den rechten und linken Rändern, es gebe ihn auch in der Mitte. – In der etablierten Mitte, die ihre eigenen Ansichten nicht teilt?

In einem Leitartikel: "Die Spirale der Angst" schrieb er sinngemäß , dass die Kraft der "checks & balances" einer Demokratie größer als die Gefahr des Terrorismus sei......Nonsense in meinen Augen.

http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/amerika-nach-der-wahl-der-amoklauf-der-analytiker-ld.128530

Als ich am Wochenende wieder einen Gujer-Leitartikel las, ein trauriger Abklatsch im Vergleich zu alten NZZ-Größen, wie dem einstigen Adenauerkritiker und NZZ-Chefr. Fred Luchsinger (starb 2009). Schon in der Studienzeit lasen wir die NZZ und diskutierten darüber in den Völkerrechtsvorlesungen - damals war es der Palästinenser-Terror (UNO/ "Hi-Jack resolution" ), der N/S-Dialog, Blockfreienbewegung und die Probleme des Neokolonialismus.

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/afrika-failed-states-failed-continent-trotz-reicher-bodenschaetze-ein-verlorener-kontinent-mit-1-12229

Gujer schreibt einen rd. 50 Worte-Satz (wo bleibt die Schneider-Schule für guten Journalismus?),

verwendet antiquierte Worte, wie " ennet" (=jenseits), die keiner kennt und Worte, wie Adepten (=in Geheimlehren Eingeweihte) oder Protuberanzen (=Sonneneruptionen) sind auch verzichtbar.

Das "Elitenproblem" scheint er aus Angst vor seinen Förderern nicht verstehen zu wollen und geht als eigentlich zentrales Thema kaum dabei in medias res. Ist es doch die Ursache für die neu entstehende Weltunordnung durch wieder aufkeimende(n) Renationalisierung, Populismus, rechtsextremer Kräfte.

Als "verhasste" Eliten empfindet das Volk in meinen Augen vereinfacht gesagt die "winner" der Globalisierung, auch die Akteure des Finanz/Casinokapitalismus und "die da oben" oder die steuerfreie Erbengesellschaft, die sich auf Kosten des Gemeinwohles unverschämt bereichern. Es geht auch um Piketty's Aussagen, wonach die Leistungsrealeinkommen seit vielen Jahren stagnieren, die Vermögen und ihre Renditen überdurchschnittlich (5 bis 6% p.a.) die letzte Dekade gestiegen sind und weiter steigen und es geht um die Ungleichheit, den steigemde Arm/Reich-gap, etc....etc....es ist also ein Aufstand der Abgehängten (zB. die "älteren weißen Männer/white trash" im Rust-Belt der USA, etc....Hollande oder Merkel leben in ihrer eigenen Welt mit ihren Claqueren.

Kein Wort zu all diesen Ursachen, dazu nimmt Gujer nicht Stellung. Als Chefred. müsste er wissen, dass ein guter Kommentar die Pro und Contras zunächst gleichmäßig verteilt, nur die Schlüsse daraus dürfen mit subjektiver Färbung die Meinung des Chefr. wiedergeben.

Der Hauptherausgeber des STANDARD/Bronner beschwört als dialektischer Denker mit hohem Intellekt zB. geradezu die Pro/Contra-Formel für guten Journalismus.

Deutschland bezeichnet Gujer als eine Form des Staatssozialismus, weil die Bürger soziale Sicherheit erwarten. Was ist bitte an einem "Kapitalismus mit menschlichem Antlitz" so schlecht - natürlich muss das mit höheren Steuern gegenfinanziert werden.

Gujer schreibt, Demokratien seien "Konsensmaschinen". Gerade die Meinungsfreiheit und der kulturelle Pluralismus erlauben Dissens durch unterschiedliche Meinungen, die auch nebeneinander bestehen können.

Wenn er schreibt: "dass jede Überdosis von Sinnstiftung der Wahrheit oder auch nur der Wahrhaftigkeit den Gar aus macht und wer Ereignisse vorschnell mit Sinn auflädt, produziert Unsinn" - Nonsens, denn wenn etwas wie hier von Gujer "unverständlich formuliert wird, so verbirgt sich hinter dem scheinbaren Tiefsinn meist Schwachsinn" (frei nach Kant). Und wie soll sich eine Merkel als Gefangene in ihrem protestantischen Gesinnungskorsett neu erfinden, wir benötigen Realpolitiker und keine Gesinnungsethikerinnen. Zwischendurch lässt Gujer jedoch Selbstreflexionsfähigkeit erkennen, indem er Journalisten und Experten "Voreingenommenheit" vorwirft....Was mich verwundert, wenn Journalisten Experten sind, müsste er ja nicht "Journalisten und Experten" schreiben, damit meint er dann ja zwei verschiedene paar Schuhe.

Wenn er meint, dass die einer Demokratie inherenten "check & balances"-Kräfte ausreichten, um sich keine Sorgen um NATO und Sicherheit und demokratische Institutionen unter Trump zu machen , dann irrt er ebenso gewaltig, wobei ich mir jedoch nicht um die USA, sondern um die populistische Ansteckungsgefahr für Europa Sorgen mache und bei uns Hofer für den Gewinner der Wiederholungswahl halt.

Viele Menschen haben in meinen Augen Abstiegsängste, Modernisierungsängste und bereits stattfindene Jobverluste (=Ängste) vor der digitalen Transformation, weshalb viele die Modernisierung in Frage stellen und Ängste bester Nährboden für Hass gegen vermeintliche Sündenböcke sind (Le Bon - Massenpsychologie lässt grüßen) ein absolut falscher Weg.......populistischen Wirtschaftsliberalismus, der Partikularinteressen schützt - zum Schaden der Ausgegrenzten (!) Menschen ("basket of deplorables" ), hat Gujer daran auch gedacht?

"Wir müssen Segel setzen und dürfen keine Mauern bauen gegen den wind of change" (Konfuzius).

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