Unser neues "Bullshit-Zeitalter" , Soziologen sagen "postfaktisch" dazu

Liebe Leser,

am Anfang gleich ein trigger-warning. Nachstehender Blog beinhaltet eine umfangreiche und harte Abrechung mit

a) unserem zunehmend "postfaktischen Bullshitzeitalter"

und

b) eine Abrechnung mit der Arroganz der journalistischen, politischen und ökonomischen Eliten.

Auch Bk Kern kritisierte die Elitenkultur kürzlich in der ZEIT. Kern hat unser System durchschaut und ist endlich wieder ein Politiker mit Intelligenz und Durchblick. Ob er jedoch eine sukzessive Veränderung unserer Gesellschaft und Politik auf

die Reihe bringt, steht auf einem anderen Blatt. Ich würde es ihm jedenfalls wünschen. Kurz zählt auch zu unseren intelligenten Hoffnungspolitikern und er ist es auch. Im Gegensatz zu Kern bezweifle ich an ihm jedoch seine moralische Qualifikation und seine stark neoliberale Ausrichtung schmeckt mir gar nicht.

Wer sich zu dieser Eliten-Community zählt, nachstehenden Blog bitte nicht lesen, es könnte bei diesem Personenkreis ein Trauma "triggern" (=auslösen).

Schönen Wochenbeginn,

ich habe die neue Woche mit harten Attacken

eingeleitet:

Wir sind am Ende des Aufklärungszeitalters angelangt und das Pendel bewegt sich langsam wieder zurück in ein neues, sogenanntes "postfaktisches" Zeitalter. Ihr Hauptmerkmal, nicht mehr die Vernunft regiert, sondern Bullshit heißt das neue Denken. Die Sau wird insb. in sozialen Medien und Postings so richtig hinausgelassen ohne Kontrolle durch die Vernunft, die uns im Interesse eines friedlichen sozialen Zusammenlebens gewisse Grenzen auferlegt. Unsere Gesellschaft ist eine Konsum-und Raffgesellschaft geworden und der materielle Konsumismus (Konsumwahn) hat die Hirne vieler Menschen, dazu gehören auch immer mehr Jugendliche, deformiert. Die immaterielle Welt des Geistigen, Künstlerischen Humanen wird an den Rand gedrängt und beklemmende Leere ist im geistigen Leben teilweise schon eingetreten.

Asoziale Emotionen werden somit frei und ohne Kontrolle durch die Vernunft frei und hemmungslos ausgelebt. Das dunkle Reich des menschlichen Trieblebens schwabbt an die Oberfläche, wird sichtbar. Und was sich dabei so zusammenbräut, wird dann wahrnehmbar in Form von Hasspostings, Postings der Trolle in Onlinemedien und Beschimpfungen unter der Gürtellinie in sozialen Netzwerken, wie Facebook, Whatsapp, etc... die Sau wird so richtig hinausgelassen und durch die Echokammern und Filterblasen des algorithmischen Internets noch angetrieben.

Nicht mehr aus der Vernunft abgeleitetes Faktendenken, wie es uns schon KANT seit dem Zeitalter der Aufklärung mit seinem "sapere aude" ("wage deine Vernunft zu gebrauchen";) - predigte, sondern das sich im Unbewussten angesammelte, trübe Gebräu der Aggressionen, des Neides, der Habgier, des Hasses auf andere, der Intoleranz und des Rassismus wird an die Oberfläche geschwemmt und in Internetforen und Onlinemedien entsprechend verbalisiert.

Triggerwarning*): Nachstehend eine Abrechnung mit Teilen unserer Gesellschaft. Journalisten, weil sie ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen, Teile unserer Gesellschaft, denen infolge Ihres Konsumismus und Shoppingwahnes die gesitige Verdummung droht und unsere Eliten, die sichs auf Kosten der übrigen Gesellschaft als Maden im Speck so richtig gerichtet haben. *) Triggerwarnings sind Teil unseres "Political Correctness"-Zeitalters geworden, wonach eine scharfe Kritik und sei sie auch noch so vernünftig Traumatisierungen in der Gefühlswelt des Kritisierten oder Betroffenen auslösen könnte. Daher muss er vorher gewarnt werden, ober er sich mit solch kritischen Gedanken überhaupt einlassen soll.

Teil I:

Der postfaktische Journalismus (Tompteur der öffentl Meinung)

Teil II:

Eine Abrechung mit der postfaktische Gesellschaft...."Das Essen vom Baum der Erkenntnis war der erst Akt der Befreiung für den Menschen" (Kant)...Die Betonung liegt auf war!

"Der Mensch ist frei geboren und überall liegte er in Ketten" (Rousseau)

Teil III;

Eine Abrechnung mit jenen Eliten unserer Gesellschaft, die wie die Maden im Speck leben.

Zu Teil I):

Postfaktischer Journalismus:

In den sozialen Medien und auch beim Journalismus zeigen sich schon erste Vorboten dieses neuen "Bullshit-Zeitalters". Auf Facebook bin ich deswegen nur mehr äußerst selten, jedoch auf Twitter hab ich mir zu soziologischen Studienzwecken die Journalisten-Community als Follower geholt, das "Who is Who" sozusagen. Meine bisherigen Erkenntnisse dazu:

Diese journalistische Mainstream-Community trieft vor Eitelkeit und Selbstdarstellungsbedürfnis und glaubt zum Tisch der Götter zu gehören, weil sie ihnen ab und zu einen Bissen auf den Boden zuwerfen. Sie leiden unter massiven Beißhemmungen gegenüber der politischen und ökonomischen Elitensociety, weil sie sich selbst als Teil dieser neuen Elitenkultur sehen.

Bundeskanzler Kern hat es in seinem kürzlichen ZEIT-Interview auf den Punkt gebracht, indem er sagte:

"Die FPÖ-Wähler wollen das System und die Eliten auf den Knien sehen, weil sie sich deklassiert, ausgeschlossen und nicht ernst genommen fühlen". Ich erlaube mit dazu noch zu ergänzen, dass es sich dabei nicht nur um typische FPÖ-Wähler handelt, die ich mit weniger, als 30% einschätze, sondern die große Mehrheit der unzufriedenen Bürger in unserer Gesellschaft, wovon ein Teil aus Protest die FPÖ gewählt haben bei der letzten BP-Wahl.

Das große Unglück dabei, dass es dieser Partei um die Destruktion unserer Demokratie geht. Eine blutig erkämpfte Staatsform der Freiheit und Rechtsstaatlichkeit und Gewaltentrennung wird den Bach hinuntergetragen und wir schlittern vom Regen in die Traufe.

Es bedarf bloß einer Erneuerung unserer Demokratie, die durch Brüsseler Lobbyismus auf EU-Ebene und politischer Korruption auf nationalen, politischen Ebnenen stark in Misskredit geraten ist. Bestes Beispiel der Kriminalfall "Hypo Alpe Adria" im Dunstkreis der Rechtspopulisten.

Mit den Journalisten unserer sogenannten Qualitätsblätter habe ich noch nicht fertig abgerechnet. Eine großteils selbstgefällige Spezies sind sie geworden, haben nicht mehr den Mut, gegen den Strom zu schwimmen, um näher an die Quellen der Wahrheit heranzukommen. Es geht ihnen auch gar nicht , weil sie es sich in der Elitenkultur gemütlich eingerichtet haben. Investigativer Journalismus findet nicht mehr statt, sondern Agenturmeldungen werden mit Worthülsen-Bullshit angereichert und das wird uns dann als Journalismus verkauft. Die Kritik des Mainstreamjournalismus kommt nicht von ungefähr. Sie spielen sich auch als Gouvernanten und Mainstream-Meinungsbildungstompteure unserer Bürger und Leser auf. Wir Leser brauchen keine Meinungserzieher.

Der „innenpolitische Verdummungsjournalismus“ ist das nächste Thema, mich interessiert nicht jeder Furz irgendeines österreichischen Politikers, der hundertmal kommentiert wird. Auch die mangelnde Bereitschaft, auf Einwände der Posting-Community zu reagieren, ist der nächste zu bemängelnde Punkt. Diese beschämende Selbstgefälligkeit, mit der auf Blogger und Poster von Printjournalisten (= aussterbenden Dinosaurier unseres Zeitalters) herabgeblickt wird, ist bezeichnend.

Nicht alle Blogger gehören zur Kategorie "Hasspostings". Oft findet man auch gute Kommentare, von denen Journalisten nur lernen können. Für sie sind jedoch alle Poster nur lästige Trolle. Die "Journalisten-Twitter Community" ist eine selbstreferenziell gewordene Gesellschaft, wo man sich gegenseitig beweihräuchert, eine geschlossene Gesellschaft von "Wichtel-Eliten".

Tatsächlich steckt der Journalismus tief in der Krise (KPMG-Studie: 30% Umsatz- und 50% Werbeerlöseinbrüche). Die Gatekeeperfunktion ging längst verloren, der digitale Plattformenkapitalismus (instant articles) macht die Medien zum Spielball von Facebook und Google. Die Bilanzen der Medienverlage sind großteils tiefrot, der Guardian hat sogar 100 Mio. Verlust geschrieben und wäre ohne Stiftung schon längst insolvent - detto andere Medienverlage. Die FTD (Financial Times Deutschland) musste wegen nachhaltig hoher Verluste vor etwa 2 Jahren eingestellt werden. Es besteht für JournalistenInnen kein Grund, ihre selbstgefällige Arroganz noch weiter zu pflegen. Die selbsternannten österr. Qualitäts-Printmedien sind Zeitungen von gestern, in die auf dem Wochenmarkt der Frischfisch eingewickelt wird: fleckig, miefig und zerknautscht.

Zu Teil II:

Eine Abrechung mit der postfaktische Gesellschaft

"Das Essen vom Baum der Erkenntnis war der erst Akt der Befreiung für den Menschen" (Kant)

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/paul-liessmanns-gedanken-ueber-eine-neue-aufklaerung-gegen-exzesse-der-postmoderne-19321

Die Betonung liegt auf war, denn in Zeiten der political correctness, des Gender-Wahnes, des Regulierung-und Zertifizierungs-Wahnes, des Akademisierungs-Wahnes, des von der kranken US-Gesellschaft zu uns herüberschwabbende "Gefühlsschutzrecht" als Ausfluss des "political correctness Wahnes", das vernunftbasierende Argumente im privaten und öffentlichen Diskurs bei der Tür hinaustreibt. Im Recht ist man damit, was man gerade fühlt ohne vernunftbasierte Kontrolle. Damit schlittern wir in eine Degeneration unserer Gesellschaft.

Menschen, die vom Mainstream abweichende Positionen beziehen, obwohl ihnen die EMRK und Grundrechtecharta die Meinungsfreiheit garantiert, werden in einer moralisch intoleranter gewordenen Gesellschaft zunehmend ins Out gedrängt und sozial isoliert. Gesellschaftliche Verhaltenscodes verengen die Grenzen unseres Denkens und führen zu einem neuen Spießertum.

Als eine regelrechte Sumpfblüte des "Bullshits" präsentiert sich der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump. Die Gehirnwäsche und der "Information-Overflow" des "postfaktischen Zeitalters" löscht in unserer Kultur zunehmend aus der Zeit der Aufklärung erworbene Kompetenzen, wie Objektivität, Verstand und Vernunftdenken aus. Auch zu glauben, man müsse nichts mehr wissen, denn man könne ohnedies alles nachgoogln, ist eine große Fehlmeinung. Es geht nämlich um das damit abhanden kommende, kontextuale Wissen (Zusammenhangswissen), das dabei verloren geht.

Lehrer dürfen in der Schule nach neuestem Stand unserer verfehlten Bildungspolitik kein Wissen mehr abprüfen, sondern nur mehr Kompetenzen. Was nicht geprüft wird, eignen sich Schüler auch nicht mehr an. Das hat zur Folge, dass kontextuales Denken, wozu Wissen erforderlich ist, verlorengeht.

Diese "neue, postfaktische Geisteshaltung" bringt für unsere DEMOKRATIE eine große Gefahr mit sich:

Recht hat im postfaktischen Zeitalter nicht mehr der, der die besseren Vernunftsargumente liefert, sondern der, der die Macht hat. Diese Entwicklung geht schleichend vor sich und man kann nicht genug davor warnen.

Tugendwahn der "Political Correctness":

"Gesellschaften, die ein Übermaß an Denkverboten praktizieren, behindern ihre eigene Entwicklung. Der Aufstieg des westlichen Abendlandes wurde ermöglicht durch die Freiheit des Denkens, das seit der frühen Renaissance (Aufklärung) um sich griff. Wenn der implizierte gesellschaftliche Konsens die Grenzen der Meinungsfreiheit verengt, dann verengt er gleichzeitig die Grenzen des Denkens und hemmt damit die gesellschaftliche Entwicklung".

Zu den "Missetätern" gehören u.a. die Leitmedien. Sie bestimmen das Agenda-Setting in einem oft unerträglichen Gleichklang - der bessere Journalist ist, wer es versteht, unauffälliger vom anderen abzuschreiben - und halten sich in ihrer Überheblichkeit oft aufgeklärter, als das Volk.

In den USA herrscht eine pharisäerhaftes "Gutmenschentum" (Ambivalenz von Charity und asozialer Kälte) . Sie bietet viele Beispiele des auch zu uns schwappenden Tugendterrors unserer Popstmoderne und postfaktischen Zeitalters. Nicht zufällig hat die kritisches Denken und kritischen Disput tötende "Political Correctness" ihren Ursprung in der hypokratischen US-Gesellschaft verbunden mit einem Canon an Denk- und Sprechverboten.

Wer dagegen verstößt, für den werden rasch wieder die Gesetze der vormodernen Stammesgesellschaft wirksam. Bei Sokrates war es der Schierlingsbecher, im christlichen Mittelalter die Inquisition, Folter und Hexenverbrennung. Spinoza erlebte im 17.Jh. den jüdischen Bannfluch, weil er das Judentum nicht als auserwähltes Volk und Bibelgeschichten nicht für wahr, sondern Allegorien hielt und einen personalen Gott ablehnte.

Auch in Russland oder China werden und wurden missliebige Kritiker rasch in Arbeitslager gesteckt oder überhaupt liquidiert und wer heute den Islam für nicht kompatibel mit einer offenen Gesellschaft hält, wird als islamophob oder fremdenfeindlich diffamiert und einem Muslim trifft dabei rasch die Fatwa.

Descartes verlangt von uns, dass wir nichts unhinterfragt lassen dürfen, man müsse alles im Leben mindestens einmal hinterfragen. In der gesellschaftlichen Debatte setzt sich zunehmend nicht die Wahrheit, sondern das bessere Narrativ, die bessere Welterzählung durchsetzt, die stärkere Emotion gegenüber dem zarten Pflänzchen der Vernunft, die die Welt weniger rätselhaft und verständlicher machen sollte (Beispiel das jüdisch-christliche Narrativ).

In der "London Review of Books" schreibt David Bromwich, ein Yale-Professor, über die "political-correctness-Hysterie" und damit einhergehend mit der zunehmenden Einengung der "freien Rede" als wichtiges Menschenrecht. Die Gefühle der anderen sind zu schützen – auf Kosten der Meinungsfreiheit.

Euphemismus und krampfhaft neurotische Beschönigungen kommen immer mehr in Mode. Wenn ich zB. die Religion kritisiere, verletze ich die Gefühle eines religiösen Menschen und der "Gefühlschutz" scheint sich zu einem neuen Recht zu entwickeln, welches stärker als die Meinungsfreiheit wiegt. Dabei sprechen wir aber noch lange nicht von Blasphemie, die Herabwürdigung religiöser Lehren. Dies wäre auch nach unserem Recht strafbar, nicht aber normale Religionskritik.

"Das heroische Bild des Häretikers, der allein gegen die Kirche steht, des Dissidenten gegen den Staat, des Künstlers gegen die Massenkultur, verblasst immer mehr. "Meanwhile, since the fall of Soviet communism, liberal bureaucrats in the North Atlantic democracies have kept busy constructing speech codes and guidelines on civility to soften the impact of unpleasant ideas."

Zwangsneurotisch und inquisitorisch - "Streichelzoo Menschen". Mit "Political Correctness" (PC) in den USA wird dzt. eine Hexenjagd auf dem Campus der Colleges betrieben.:

Welche Blüten der political-correctness-Wahn auf US-Hochschulen bereits treibt, ist ja völlig abstrus und es besteht die Gefahr, dass wie so vieles auch die PC zu uns herüberschwabbt und ähnliche Blüten zu treiben beginnt. Dazu ein guter Beitrag einer ausgezeichneten Serie im "Karriere-STANDARD" von Michael Mayer aus Stanford nachzulesen:

http://derstandard.at/2000036304305/Silicon-Valley-Der-Ort-der-Extreme?ref=rec

Sprechverbot an US-Unis..."US-Unis auf dem Weg zum Streichelzoo".

Über die sozialen Netzwerke verbreiten sich solch neue gesellschaftliche Entwicklungen in Windeseile, wir sollten auf diese neue Kultur nicht nur verzichten, sondern uns dagegen proaktiv wehren.Das Internet/Facebook wird auch als "Filterblase" und "Echokammer" bezeichnet. Man geht davon aus, dass die meisten Menschen am liebsten ihre eigene Meinung bestätigt haben wollen, das erfüllen diese algorithmischen Echokammern. Die große Gefahr dabei, wer nur mehr seine eigene Meinung bestätigt bekommt, ohne das Gegenmeinungen in einschlägigen Foren noch stattfinden, dass dabei auch negative Emotionen und Hass gegen andere in einer pluralistischen Gesellschaft noch mehr aufgeschauckelt werden. Insofern kann die Eigendynamik des Internet auch gefährliche negative Folgen und Massenhysterie zur Folge haben....

Das Medienbusiness ist zunehmend ein "verzerrter Markt der Meinungen und Ideen" geworden, sagte "WirtschaftsWoche"-Chefredakteurin Miriam Meckel. "Wir müssen uns mit diesen Dingen auseinandersetzen, auch, wenn sie uns nicht schmecken."Phänomene wie "Bestätigungsverzerrungen" und das Zurückziehen der User in ihre "Echokammern" in sozialen Netzwerken – wo sie nur noch ihnen Genehmes wahrnehmenführe zu "einem relativ kurzsichtigen Blick auf das Leben um uns herum". Die User zögen sich in einen "Schützengraben" zurück, in dem jedes Gegenargument abgewehrt werde. "Das ist tödlich für eine demokratische Auseinandersetzung", so Meckel.

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/political-correctness-pc-die-wehleidigkeit-unserer-neuen-teletubby-gesellschaft-20648

Ausgezeichneter Beitrag von einem Wiener Architekten:

https://www.fischundfleisch.com/paradeisa/aufklaerung-leben-10808

Neue Zürcher Zeitung:

http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/googeln-statt-wissen-das-postfaktische-zeitalter-ld.111900

Illstration von Peter Gut (NZZ)

zu Teil III: Die Herablassung der liberalen Elite, wozu auch Hillary Clinton gehört (sie spricht herablassend vom "basket of deplorables";) den ist der Sprengstoff, mit dem auch Donald Trump spielt.

Amerikas Unterschicht kämpft mit der Wut der Verzweiflung, nachdem infolge Wirtschaftskrise und Auslagerung ganzer Industriezweige. Daher sind neuerdings auch viele weisse Amerikaner ins soziale Abseits gedrängt wurden. Ihre Frustrationen und aufgebauten Ressentiments sind der Nährstoff in Donald Trump's Wahltaktik. Diese Menschen glauben, dass ausgerechnet der Milliardär Trump aus New York ihre Sorgen versteht, während das politische Establishment für sie anscheinend nur Verachtung hegt. Wer in Amerika in solchen Umständen leben muss, hat Grund zur Empörung.Dörfer zerfallen, geschlossene Läden, heruntergekommene Häuser und ausrangierte Möbel auf der Wiese. Autowracks in der Einfahrt und wütend bellende Hunde am Zaun. Gun-Shops, Walmart und Trucks. Jugendlichen ist die Hoffnungslosigkeit und auch Drogenalltag ins Gesicht geschrieben. Zahnfäule bei kleinen Kindern, denen man statt der Muttermilch Pepsi einflösste, Arbeitslosigkeit, häusliche Gewalt und trotzdem ein patriotischer Stolz mit Trump-Schildern überall.So sehen sie aus, viele Orte im Mittleren Westen, am Mississippi oder im «Rust Belt» – Amerikas einst stolze Hochburgen der Kohle- und Stahlindustrie. Mögen auch bei weitem nicht alle Trump-Anhänger ökonomisch abgehängt worden sein, die meisten von ihnen sind in der Tat rassistisch, frauenfeindlich und fremdenfeindlich. Die Herablassung der liberalen Elite ist der Sprengstoff, mit dem auch Donald Trump spielt. Amerika hat auf seine Armen schon immer herabgeschaut. Eine Erbe des calvinistischen Werteethos, wonach die Armen zu den nicht Auserwählten Gottes gehören.Der Neoliberalismus hat dieses Werteethos noch verstärkt. Die weisse Unterschicht findet sich in der gesellschaftlichen Achtung plötzlich auf dem untersten Level wieder, eine Kränkung, die sich in Rassismus, in Xenophobie und testosterongeladener Gewaltbereitschaft auf Trump-Rallys niederschlägt. Chaos und Gewalt in den amerikanischen Vorwahlen und Trump erntet den Sturm, den er selber säte. "Die Geister, die er rief, wird er nun nicht mehr los"!

Mag Präsident Obama auch nicht der reichste Schwarze sein, mit seiner Harvard-Ausbildung und seinem coolen Intellekt ist er auch schon ein Feindbild für die weisse Unterschicht geworden, weil er weit über ihnen steht.

Zu den politischen und ökonomischen Eliten bei uns:

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/eliten-haben-die-demokratie-in-eine-krise-gestuerzt-22918

Mit dem Begriff „Eliten“ im heutigen Sinne meine ich eine mächtige, abgehobene, kleine politische und ökonomische Kaste, die zwar wenig Produktives leistet, sich jedoch alles leisten kann.

Die Eliten von damals:

waren ursprünglich die Revolutionäre, die gegen den dekadenten Adel und Klerus des 18.Jh. aufbegehrten und die Französische Revolution 1789 einleiteten. Sie waren ursprünglich jene, die mit Fleiß und Geschick und nicht durch Blutserbfolge und dem Privileg aristokratischer Geburt gesellschaftliche Anerkennung erlangten. Ihren Wohlstand haben sie nicht geerbt, sondern durch persönliche Leistung erarbeitet.

Wer revolutioniert die kaputten Eliten von heute:

Nicht grundlos erlaubte sich Österreichs neuer Bundeskanzler Christian Kern die Bemerkung, er „unterscheide zwischen Eliten und hart arbeitenden Menschen“.

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/bk-kern-sie-wollen-die-eliten-auf-den-knien-sehen-zeit-26949

Unsere Eliten sind heute selbst Bestandteil dieses Systemes einer abgehobenen, arroganten politischen Kaste geworden, die sie einstens bekämpften. Das gilt auch für unsere Regierungsparteien.

Spätestens seit der Finanzkrise 2008 ist es mit dem Wirtschaftswunder endgültig vorbei. Die Wirtschaft und Leistungseinkommen stagnieren, die gesellschaftliche Solidarität hat begonnen, auseinanderzudriften. Auch in den USA gehören die Storys vom „Tellerwäscher zum Millionär“ längst der Vergangenheit an. Der soziale Aufstieg ist heute zum absoluten Ausnahmefall geworden, wie auch der prominente Historiker Niall Ferguson feststellte. Wer in der unteren Einkommensschicht aufwächst, hat nur mehr eine max. 5%-ige Chance in den USA, aufzusteigen.

Die soziale Marktwirtschaft ist weitgehend passe und auch begabte Menschen haben heute keine Garantie mehr, mit seinem gedeihlichen Auskommen etwas zu schaffen. Ausnahme sind allerdings jene Prinzen und Prinzessinnen, die genügend Bares und Kapital ererbt haben und mögen sie noch so unbegabt sein, damit flott in Saus und Braus leben können. Hier versagt die Chancengleichheit völlig und hier muss mit Verteilungsgerechtigkeit gesetzlich gegengesteuert werden.

Wir müsse die Macht der Eliten durchbrechen und jede Gelegenheit nutzen, ihnen unsere Ablehnung zu zeigen, sie zu konfrontieren, sie bloßzustellen. Ich persönlich nehme dabei keinerlei Rücksichten mehr und habe auch vor Journalistendinosauriern völlig den Respekt verloren.

Es sollen die Reichen ihren Reichtum haben, jedoch es geht nicht, dass dann 40% überhaupt kein Vermögen haben. Die Zivilgesellschaft hat bereits zu erodieren begonnen, ihr Zusammenhalt scheint mir zunehmend in Gefahr zu sein.

Die Eliten sind jedoch nicht lernfähig und eher geneigt, ihre Macht in ihren geschlossenen Gesellschaften einzuzementieren. Dem muss entschlossen der Kampf angesagt werden.

Die politischen Eliten - Merkel, Juncker, Malström, etc.. betreiben die Politik des Aussitzens, "Augen zu und durch". Sie regieren über den Willen des Volkes hinweg und wundern sich, wenn das Wahlvolk einmal gnadenhalber befragt wird, das Votum plötzlich anders aussieht als erwünscht am Beispiel BREXIT oder Bundespräsidentschaftswahl in Österreich.

Unsere überheblichen, politischen Eliten haben sich vom Volk abgekoppelt und müssen nach BREXIT noch mit weiteren Denkzetteln auf nationaler Ebene rechnen, BREXIT ist erst der 1.Akt der Tragödie. Der Rechtspopulismus in Europa wird weiterhin erstarken.

Auch die Medien tragen an dieser unerfreulichen Entwicklung Mitschuld, weil sie sich ins Bett der Eliten gelegt haben. Eine TNS-Umfrage München hat ergeben, dass nur ein Drittel der Befragten in Deutschland die Berichterstattung der deutschen Nachrichtenmedien für wirklich unabhängig halten, nicht anders wird es in Österreich sein. Lobbyismus und Druck von Werbekunden auf Medien, die Teil dieses Systems wurden.

Im Berliner Monatsmagazin "CICERO" schreibt der Journalist Frank Meyer selbstkritisch:

„Journalismus ist zu einem Teil der schaltenden und waltenden Elite geworden.“ Meyer sieht die Journalisten einerseits als viel zu abgehoben (von ihrem eigenen Publikum), andererseits in einer viel zu großen „Nähe zu Politik und Wirtschaft, zu den Mächtigen der Gesellschaft“. Noch enger ist dieses Naheverhältnis im Kultur- oder im Sportjournalismus.

Medien seien nicht die vierte Gewalt, als die sie sich selbst gern darstellen, sondern „sie sind eine Institution des Fragen stellens und Antworten lieferns. Journalisten haben die Aufgabe, ihrem Publikum Wissen zu liefern und Verstehen zu ermöglichen. Eine noble Aufgabe. Eine der nobelsten, die eine offene Gesellschaft zu vergeben hat: Die Journalisten stellen die Fragen, welche die Bürger in die Lage versetzen, ihrerseits Fragen zu stellen – denn nur sie sind in der Demokratie die legitimierte letzte Kontrollinstanz.“

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/brexit-arroganz-und-versagen-der-politischen-eliten-22316

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/brexit-arroganz-und-versagen-der-politischen-eliten-22316

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/eliten-kann-es-jeder-mit-bildung-nach-oben-schaffen-nein-sagt-die-welt-12580

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/demokratie-versus-arrogante-eliten-und-populistische-rattenfaenger-was-sagen-liessmann-und-mueller-25431

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/wir-muessen-die-eu-wiederum-auf-ein-ertraegliches-mass-zurueckbauen-die-eu-eliten-haben-versagt-24022

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/die-karre-der-globalisierung-und-neoliberalen-eliten-kapitalismus-faehrt-zunehmend-gegen-die-wand-24118

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/goldman-sachs-juenger-draghi-enteignet-das-einfache-volk-kaputte-eliten-halten-uns-zum-narren-18029

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/panama-papers-die-unehrenwerten-finanzgeschaefte-der-politischen-elite-u-a-12-regierungschefs-wie-18707

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/die-kaputte-elite-ursache-fuer-die-finanzmarktkrise-sie-verdienen-keinen-respekt-mehr-12539

Wie es nach vostehendem Beitrag aussieht, scheinen meine Heilungschancen den "Elitenwahn" betreffend bedauerlicherweise äußerst gering zu sein.

Wenn sogar Steinmeier sich über das Elitenthema Gedanken macht, muss etwas daran sein.

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