In der Gesellschaft gibt es etliche Themenfelder, die bis zum heutigen Tage absolut tabuisiert sind. Hierzu gehören auch Persönlichkeitsstörungen. Menschen, die eine solche Persönlichkeitsstörung haben, gibt es häufiger im direkten Umfeld, als tatsächlich bekannt oder erkannt. Warum ist das so…?

Nun ja, wenn man sich überlegt, wie die Reaktion auf solche Störungen meist ist, so kann man jeden Tag mehr verstehen, weshalb viele Angst davor haben, zu solchen Störungen zu stehen und sie ferner anzugehen oder zu bekämpfen. Es ist ja meist nicht die Therapie als solches, sondern die Folgen dessen, und damit ist nicht das eigene Leben gemeint, sondern die soziale und gesellschaftliche Ausgrenzung.

Wir züchten Narzissten und Egoisten und wundern uns über die Reaktionen derer, die damit nicht zurechtkommen. Es ist nicht allgemein festgelegt, dass tatsächlich alle Menschen in Führungspositionen Narzissten sind, allerdings ist dieses Merkmal weiterverbreitet, als uns vielleicht lieb ist. Führungskraft in der heutigen Wirtschaftsstruktur zu sein, bedeutet meist, relativ stumpf sein zu müssen. Wenn nun also Menschen mit einer Ich-Störung oder einem ausgeprägten Geltungsbedürfnis, Führungskraft werden, so ist der Grundstein gelegt, dass die „Ich Störung“ positiv bedingt wird, und die Macht der Position die negativen Eigenschaften verstärkt. Auf diese Weise findet ein von der Norm gezüchteter Narzisst, seinen Platz in der Führung von etlichen Hundert Menschen. Leider wird bis heute zu wenig der Fokus daraufgelegt, welche Menschen wirklich geeignet für Führungspositionen sind. Sinnvoll wäre es, Psychologen in solche HR - Prozesse mit einzubeziehen, um auch die Merkmale der Persönlichkeit möglichst gut aufdecken zu können. Aber an dieser Stelle wird gespart und tatsächlich haben dann die Menschen, die eine solche Störung mitbringen das Problem, dass der Umgang mit einer solchen Störung bis zum heutigen Tage relativ unsicher ist und deshalb häufig gemieden wird, aber das kann ja nicht die Lösung sein, oder?!

Es heißt immer, dass es optimal wäre, in einer Führungsposition die ganze Palette an Charaktereigenschaften mitzubringen, d.h., zum einen die Stärke und das Durchsetzungsvermögen, und zum anderen die Empathie und Menschenkenntnis. Unternehmen haben nun nach etlichen Jahren der Fehlbesetzungen in den Führungsebenen begonnen, auch das „Einfühlungsvermögen“ als wichtiges Merkmal für Führungskräfte zu definieren, aber ist das wirklich das, was die Realität zeigt? Ist ein Chef, der Verständnis und Mitgefühl gegenüber seinen Angestellten aufbringt, und das ein oder andere Mal Menschliches Versagen durchgehen lässt, wirklich gewünscht, um den Aktionären und der Chef Etage gerecht zu werden? Wollen diejenigen, die profitieren und die, die ihr Geld einsetzen, wirklich jemanden, der seine Angestellten schützt? Befinden wir uns hier nicht in gewisser Weise in einem Dilemma?

Jedes menschliche Versagen sorgt doch in der Konsequenz für Einbußen - rein monetär betrachtet. Investoren, Aktionäre und Banken haben das Interesse, Geld einzusetzen, um es zu maximieren. Glauben Sie wirklich, dass diese bereit sind, dafür Geld einzusetzen oder ggf. zu verlieren, weil Menschen Fehler machen dürfen, ausfallen oder versagen? Ist es nicht eher so, dass wenn diese Menschen im Vorwege ein gewisses Paket mitbringen, sie eher gemieden werden oder schnell entfernt - Toll wäre es, wenn die Geldgeber für sich akzeptiere würden, dass wir viele "Kaputten Menschen" selbst gezüchtet haben, jeder Mensch fehlbar ist und Menschen für die Bestleistung Auszeiten des Mensch seins brauchen, aber in der Zeit, in der wir uns befinden, schließt das eine das andere irgendwie aus. Wenn du Geld vermehren willst, so musst du in den meisten Fällen ein knallharter Geschäftsmann sein, den das Leid von “Oma Gerda” nicht tangiert. Bei den Aktionären und Geldgebern ist theoretisch gewiss angekommen, dass Mitarbeiter und geeignete Führungskräfte den Dreh-Wende-und Angelpunkt von Profit und Wirtschaftlichkeit darstellen und sie gewiss kein guter Motor sind, wenn sie ganz ausfallen, sich nicht wohl fühlen oder bei Fehlbesetzungen das Umfeld drangsalieren. Aber- und das ist das große Manko unserer Zeit - die Schlussfolgerungen und Konsequenzen, dass man sehr genau schaut, wer da leitet, weil ansonsten die Mitarbeiter ausfallen und somit das Unternehmen im Wettbewerb nicht besteht, sorgt bislang nicht für ein vollständiges Umdenken, obwohl es notwendig wäre. Die Werte und Erwartungen unserer Welt bedingen Persönlichkeitsstörungen positiv, ob man das nun möchte oder nicht. Wir triggern den schlafenden Wolf, wenn wir ihm die Bühne geben, seine sich selbst erfüllenden Prophezeiungen und Erwartungen aus der Kindheitserfahrung wahr zu machen... Und wenn das Umfeld Pech hat, so wird es zum Spielplatz der Kindheitsstörungen und Traumata. Hingucken statt Wegschauen, frühzeitig erkennen und Rat von professioneller Seite holen, anstatt totzuschweigen.

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