Die „Große Göttin“ und der esoterische Feminismus

Zum 50. Todestag von Theodor W. Adorno

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Um möglichen Missverständnissen von vorne herein vorzubeugen, der nachfolgende Text richtet sich ausschließlich gegen den reaktionären, esoterischen, sozialdarwinistischen und antisemitischen Teil des Feminismus. Jede Forderung nach Gleichberechtigung, Emanzipation, gegen Geschlechtertrennung oder gegen das islamische Verschleierungsgebot ist uneingeschränkt zu unterstützen.

Adorno und Horkheimer entwickelten mit ihrer "Kritischen Theorie", auf Grundlage der Psychoanalyse von Freud die subjektive Seite und die psychische Dynamik des Antisemitismus. Der autoritäre Charakter ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Ich-Schwäche, ein externalisiertes Über-Ich und ein ich-fremdes Es. In der sogenannten F-Skala erfasst Adorno verschiedene Denkmuster die prädestiniert sind für antidemokratische, faschistische und antisemitische Tendenzen. Mangelnde emotionale Zuwendung in patriarchalischen Familien mit strenger Disziplinierung ist laut Freud verantwortlich für die misslungene Überichintegration der Kinder, die nicht in der Lage sind, ein festes “Ich” herauszubilden. Typische Merkmale sind starre Konventionalität, Konformismus, Angst vor sozialer Abweichung, autoritäre Aggression, verkitschte Pseudoemotionalität, Stereotypie, Destruktivität und Zynismus, Aberglaube, Unfähigkeit zur Selbstreflektion, Anfälligkeit für Vorurteile, Fixierung auf Sexuelles, insbesondere Beleidigungen auf sexueller Grundlage.

In der Kritischen Theorie heißt es, dass sich der moderne Antisemitismus zwar nicht von seinen religiös geprägten Vorformen trennen lässt, es aber trotzdem einen Unterschied zwischen dem religiösen Antijudaismus und dem modernen Antisemitismus gibt. Else Frenkel-Brunswik schreibt über die antisemitische Persönlichkeit in einer klinischen Untersuchung und bezieht sich dabei auf eine entsprechende Antisemitismusskala: Bei den Probandinnen mit extrem hohen Werten auf der Antisemitismusscala finden sich ferner Momente, die auf mögliche paranoide Züge hinweisen. Signifikant häufiger als Personen mit niedrigen Skalenwerten bejahen sie die folgenden Behauptungen: “Unser Leben wird in einem größeren Ausmaß, als das den meisten Menschen klar ist, durch Intrigen bestimmt, die die Politiker im geheimen anstecken“, und: „Heutzutage, wo so viele verschiedene Arten von Menschen sich so frei bewegen und mischen, muss man besonders vorsichtig sein, um sich vor Ansteckung und Krankheit zu schützen“. Interessant ist auch, dass die antisemitischen Probandinnen, aufgefordert, verwerfliche Praktiken aufzulisten, häufig das „neugierig sein“ an erster Stelle nennen. In ihren Geschichten hören wir von der „Stimme des Verdachts“ und von verhexten Häusern. Ausnahmezustände wie Wahnsinn, Trance, Bann, Verbindung mit den Toten und dergleichen werden oft erwähnt.

Die Esoterikszene mit Ökofeministinnen, Matriarchatsforscherinnen und feministischen Theologinnen, praktizieren laut eigenen Angaben matriarchale Spiritualität, gehen von ehemaligen matriarchalen Zuständen, mit einem „sinnfrohen Polytheismus“ auf dieser Erde aus, in dessen Rahmen eine übergeordnete „Große Göttin“ verehrt wird. Diese feministische Szene ist davon überzeugt, dass es zu früheren Zeiten in vielen Kulturen Matriarchate gegeben hat, sie berufen sich dabei oftmals auf Johann Jacob Bachofens „Mutterrecht“. Die Symbolik Bachofens, allem voran die Vorstellung von der „Großen Muttergottheit“ hat unter anderem auch die völkische und nationalsozialistische Rezeption der Matriarchatsidee geprägt. Verfolgt man die Genese der Matriarchatsidee von Bachofen bis heute, so liegt die These nahe, dass sie jeweils in Zeiten Konjunktur bekommt, in denen das Rollenverständnis der Geschlechter zur Diskussion steht. “In matriarchalen oder mutterrechtlichen Kulturen, “meint” Christa Mulack, bildet die Frauengemeinschaft mit ihren Kindern den Mittelpunkt der Sippe. Die Verantwortung für die erniedrigte Stellung der Frau und somit für das Patriarchat der Einführung des Monotheismus, wird konkret dem Judentum zugeschrieben.”

Die katholische Theologin Gerda Weiler ist davon überzeugt, dass das “vor 5000 Jahren noch weltumspannende Matriarchat vom Judentum vernichtet worden wäre”. Gerda Weiler vertritt in ihren Büchern die These, dass das männliche Judentum einen Muttermord an der "Großen Göttin" begangen habe, somit die guten matriarchalen Zustände eliminiert und schlechte patriarchale installiert habe. Auch die evangelische Theologin Christa Mulack ist von dieser Matriarchatsthese überzeugt und nennt Jahwe den “Mörder der Göttinnen”. Christa Mulack vergleicht Judentum und Nazismus und schreibt in der Zeitschrift Schlangenbrut: “Sie sehe keinen Unterschied, ob der Gottvater im Buch Ezekiel die Ausrottung von Frauen, Kindern und alten Leuten aufgrund ihrer unterschiedlichen Religion befiehlt oder ob Hitler und seine Handlanger die Ermordung der Juden fordern. Ihr Anliegen sei es, die Analogie der Denkstrukturen aufzuzeigen. Schließlich sei der Holocaust nur eine von zahllosen Auswirkungen patriarchaler Denkstrukturen, die man nicht nur in der hebräischen Bibel finde und der nicht nur Juden zum Opfer gefallen seien, sondern vor allem Frauen. Sie alle seien in gleicher Weise tragische Opfer des Patriarchats“.

Die von vielen Fundamentalfeministinnen der Szene verehrte, Matriarchatsforscherin Gerda Weiler schreibt in ihrem Buch, „Das verborgene Matriarchat im Alten Testament“: “Für unsere moderne Problematik hat die Geschichte des ‘auserwählten Volkes’ exemplarischen Charakter: Herausgelöst aus seinem Urgrund, verlässt dieses Volk die tolerante Weltanschauung seiner Mütter, verteufelt die alles durchdringende Liebe der matriarchalen Religion, spaltet zerstörerische Aggressionen ab und erkämpft mit einem brutalen ‘Ausmordungsprogramm’ die Vormacht im Vorderen Orient. Auf der Kehrseite der Macht wartet die Ohnmacht. Israel wird verwüstet und hört als Staat auf zu existieren. Wir können diesen Weg als ein Lehrstück begreifen, das zeigt, wie der totale Machtanspruch zu Un-Heil und zu völliger Vernichtung führen muss.” Die antisemitischen Stereotype und Projektionen sind unübersehbar: “Die Juden seien aus ihrem Urgrund herausgelöst, also wurzellos; nicht die Antisemiten, sondern die Juden spalteten zerstörerische Aggressionen ab und seien selbst schuld an ihrer Vernichtung.” Hierbei handelt es sich sozusagen um einen genuin feministischen Antisemitismus.

Vor 6000 Jahren lebten laut den Anhängerinen der Szene unter dem Schutz einer "Großen Göttin" die Sippe im Einklang mit der Natur, in Gewaltlosigkeit mit glücklichen Kindern und gutem Sex. „In matriarchalen oder mutterrechtlichen Kulturen", meint Christa Mulack, „bildet die Frauengemeinschaft mit ihren Kindern den Mittelpunkt der Sippe. Eine Gemeinschaft, die Frauen ein lebenslanges Zuhause und Auskommen bietet. Als Beschützer und Mitversorger der Kinder fungieren ihre Brüder und Onkel. Der biologische Vater ist für diesen Zusammenhang irrelevant. Er fühlt sich vielmehr verantwortlich für die Kinder seiner Schwester. Die Erotik zwischen Frau und Mann wird freigehalten von familiärer und finanzieller Belastung. Unabhängig von sexuellen Beziehungen ziehen Frauen ihre Kinder gemeinsam groß und bringen ihnen ihre mütterlichen Werte nahe. Sexualpartner kommen und gehen, aber die Frauengemeinschaft bleibt. Sie übernimmt laut Christa Mulack die Pflege und Organisation zwischenmenschlicher Beziehungen unter der Regie von Frauen und wird so zur Grundlage menschlicher Kultur.

Von Anfang an hat sich die Große-Göttin-Szene mit der antiimperialistischen Politszene vermischt, sie argumentiert antiamerikanisch, antiwestlich und positioniert sich vornehmlich im Israel-Palästina-Konflikt vehement auf der palästinensischen Seite. Sie hat sich an die Anti-Globalisierungsbewegung gehängt und ihren aus einem religiös inspirierten Impuls geborenen Antijudaismus in Antisemitismus transformiert. Die Große-Göttin-Szene ist nicht feministisch im Sinne einer wirklichen Gleichstellung von Mann und Frau, sondern sie ist ihrem Wesen nach undemokratisch und lehnt universalistisch geltende Erkenntnisse und die Evidenz des menschlichen Fortschritts ab.

Die generelle Abwertung des Männlichen durch die beschriebenen Feministinnen ist der Versuch für Machtzuwachs und um die angebliche moralische Überlegenheit zu demonstrieren. Hinter dem leidenschaftlichen Anspruch, dass Frauen das bessere Geschlecht seien, trat in Deutschland unter Feministinnen der Versuch zutage, die Mitwirkung der Frauen im Nationalsozialismus der kritischen Betrachtung zu entziehen. Gewisse Kreise innerhalb der Szene versuchen, jede Beteiligung der Frauen am Nationalsozialismus und der Shoah zu verleugnen. Im Gegensatz dazu waren in nahezu allen Bereichen des nationalsozialistischen Staates Frauen nicht nur als Täterinnen aktiv, sondern zählten zugleich auch zu den Profiteurinnen der Vernichtung: Mehrere Tausend Frauen arbeiteten als KZ-Aufseherinnen. Sie werden durchgehend als unvorstellbar sadistisch und grausam beschrieben und standen ihren männlichen Kollegen bei der Vernichtung hunderttausender Menschen in nichts nach – was die These von der friedfertigen Frau, die bloß für Aufseherinnendienste instrumentalisiert wurde, widerlegt. Innerhalb nur weniger Wochen wurden Frauen zu jeder nur erdenklichen Grausamkeit bereit. Auch bei den völlig eigeninitiativen Todesmärschen in der Endphase des NS-Regimes, als keine Befehle mehr von oben kamen, handelten die Aufseherinnen nach der antisemitischen Devise, noch möglichst viele Jüdinnen umzubringen. Frauen beteiligten sich als Ärztinnen an medizinischen Menschenversuchen und Zwangssterilisationen, sie nahmen als SS-Ehefrauen an den Raubzügen durch die Ghettos in den besetzten Gebieten teil und bereicherten sich an den Häftlingen, sie trugen als Pflegerinnen in den diversen Tötungsanstalten die Verantwortung für die Vernichtung „unwerten Lebens“, sie exekutierten als Fürsorgerinnen das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und sie lieferten als Denunziantinnen Juden, Roma, Homosexuelle dem Zugriff der Gestapo aus. “Im Gegensatz zu der weit verbreiteten Ansicht, die Frauenbewegung hätte 1933 zu existieren aufgehört, kommt Claudia Koonz zu folgendem Ergebnis: “Im NS-Deutschland hatten Frauen die Möglichkeit gehabt, die größte Frauenorganisation der Geschichte aufzubauen, und zwar mit dem Segen der so offensichtlich männlich-chauvinistischen NSDAP. Die Vision vieler Frauenrechtlerinnen des 19. Jahrhunderts war hier auf eine alptraumhafte Weise Realität geworden.“, schreibt Ljiljana Radonic in “Deutscher Feminismus und Antisemitismus”. All dies hören die Anhängerinnen der “Großen Göttin” nicht gerne, mit ihrer Verweigerung von Einfühlung den wirklichen Opfern des Nationalsozialismus gegenüber, hängt mit der Verleugnung jeglicher eigener Schuld des weiblichen Geschlechts an Nationalsozialismus und Antisemitismus zusammen.

Die Ansichten der esoterisch-feministischen Frauenszene, in der sich im Übrigen nicht wenige Männer tummeln, passt wie die Faust aufs Auge zur sogenannten Freiwirtschaftslehre von Silvio Gesell (1862-1930). Gesell versprach in seinem Hauptwerk “Die natürliche Wirtschaftsordnung“ mit seiner „Freiland- und Freigeldtheorie“ die Lösung der kapitalistischen Widersprüche. Die ökonomisch absurde Theorie Gesells läuft auf „Manchester-Kapitalismus“ und Sozialdarwinismus hinaus, mit dem Ziel einer Art Rassenhygiene und Menschenzüchtung. Gesell, warb in seiner Freiland-Theorie für Menschenzucht mit eugenischen Zielen: Im ersten Schritt wird das Privateigentum an Boden abgeschafft, um anschließend an den Meistbietenden verpachtet zu werden. Frauen würden in speziellen Gemeinschaften ihre Kinder erziehen und von Zeit zu Zeit auf Reisen gehen, um eugenisch wertvolle Männer zu suchen und sich von ihnen erneut schwängern zu lassen. Durch dieses „Zuchtwahlrecht der Frauen“ für eine „Hochzucht des Menschengeschlechts“ werde es weniger Geburten geben, weil Frauen länger nach geeigneten Vätern suchen und nur „die Lebensbejahenden“ gebären. Die übrigen Frauen würden sich in Silvio Gesells Theorie sterilisieren lassen und lohnabhängig sein. So kommt es laut Gesell zur „Erlösung von all dem Minderwertigen, mit dem die seit Jahrtausenden von Geld und Vorrecht geleitete Fehlzucht die Menschheit belastet hat.“

Wer nun meint die absurde, sozialdarwinistische und frauenverachtende Freilandtheorie von Silvio Gesell oder der infantile Glaube an eine "Große Göttin" hat im 21. Jahrhundert, der Smartphones, der Brennstoffzelle oder von CERN keinerlei Relevanz, der irrt sich gewaltig. Von 2010 bis circa 2014 waren beispielsweise in der Community der antizionistischen Wochenzeitung "Der Freitag" beschriebene Esoterik-Feministinnen äußerst aktiv. Die sogenannten "Damen" traten stets gemeinsam und immer nach demselben Muster mit Rückendeckung von Redaktion und Moderation auf. Die Anführerin dieser Gruppe, die sich selbst als Antisemitin bezeichnete, litt offenbar unter der beschriebenen „Ich-Schwäche“ und der beschriebenen manischen Fixierung auf sexuelle Beleidigungen. Ihre Ansichten kündigte sie beispielsweise wie folgt ihrer begeisterten Leserschaft an: "Dieser text ist teil eines wesentlich längeren und noch lange nicht abgeschlossenen, der sich u.a. auch mit der frage beschäftigt, wo und als welche die weiblichen göttlichen im monotheismus abgeblieben sind." Die Chefin der "Damengruppe", die oftmals von den “weiblichen göttlichen” referierte, davon phantasierte sich einen Brustpanzer aus Hoden umzugängen, sich mit Haut und Haaren der “feministischen Exegese” verschrieben hat, verglich Israel mit dem Apartheidstaat Südafrika, galt als Islam- und Hamas-Versteherin und war mit Kommentaren wie, „…männer stehen auf nem balkon und holen sich einen runter“ oder „dass du deinen schwengel für die einzig wahre gesetzesquelle hältst“ oder "dagegen fällt dir auch nix besseres ein als der vorschlag, frauen sollten sich doch ihrerseits auch zu durchfickerinnen emanzipieren" oder "…kriegst du ohne das keinen mehr hoch oder was?" oder "will überhaupt den größten haben. den größten und längsten und dicksten und den, der am längsten kann, sowieso!" ein Schulbeispiel, für den von Adorno und Horkheimer skizzierten autoritären Charakter, für misslungene Überichintegration, Ich-Schwäche, inklusive sexueller Fixierung.

Der Glaube an das Mutterrecht Bachofens, an das Matriarchat, an die „weiblichen göttlichen“, ihr Hass gegen Israel und ihre Toleranz zu den Zumutungen des Islam verbindet die Szene quasi als unsichtbares Band. Eine dieser Pseudofeministinnen beharrte im Jahr 2010 unnachgiebig darauf, beschützt von ihrer Chefin, dass Silvio Gesells Freiland-Modell nicht "reaktionär sondern emanzipatorisch" sei, denn: "Hier geht es nicht um eugenische Ziele, denen sich die Frauen zu unterwerfen haben, sondern darum, ohne Versorgungsprostiution mit Männern, die sexy sind, Kinder zu machen. Frauen wird ja heute immer wieder vorgeworfen, daß sie zwar mit den interessanten wilden Kerlen gerne rummachen, aber sich dann in die Versorgungsehe flüchten, um das Kuckuckskind aufzuziehen.“

Der Lebensborn e. V. war im nationalsozialistischen Deutschen Reich ein von der SS getragener, staatlich geförderter Verein. Sein Ziel war, auf Grundlage der nationalsozialistischen Rassenhygiene die Erhöhung der Geburtenrate „arischer“ Kinder auch aus außerehelichen Beziehungen, auch durch anonyme Entbindungen herbeizuführen. Die "Große Göttin-Szene" ist mit ihren sozialdarwinistischen Anhängerinnen von Silvio Gesells Freilandtheorie kompatibel mit dem nationalsozialistischen Mutterkreuz und eben NS-Lebensborn. Emanzipatorischer Feminismus ist diesen Steinzeit-Feministinnen ein Gräuel, weil ihnen nicht nur das Judentum verhasst ist, sondern weil in gleicher Weise die eigene christliche Tradition kritisiert wird, haben Anhängerinnen der "Großen Göttin" große Sympathie mit der islamischen Ideologie und so verwundert es auch nicht dass sie Steinigungen von Frauen im Iran mit der Scheidungspraxis in Israel gleichsetzen und darüberhinaus halluzinieren: „schließlich ist das hiesige gerede vom ‘fremd-gehen’ auch nicht sehr viel besser sondern nur anders tödlich“.

So lustig das Weltbild der behandelten EsoterikerInnen einerseits auch sein mag, so gespenstisch und beängstigend ist andererseits die Vorstellung dass irgendwann solcherlei reaktionäre Ansichten wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken könnten. Im grün-alternativen Vaubanviertel in Freiburg im Breisgau ist bereits eine Straße nach Gerda Weiler benannt. So gesehen müssen die Vorzüge von Aufklärung, Emanzipation, Demokratie und die Entmächtigung der Magie jeden Tag neu erkämpft und verteidigt werden. Heute vor 50 Jahren, am 6. August 1969 starb der Philosoph und Soziologe Theoder W. Adorno während eines Sommerurlaubs in den Schweizer Bergen, in seiner "Dialektik der Aufklärung" schrieb er mit Max Horkheimer:

"Zivilisation ist der Sieg der Gesellschaft über Natur, der alles in bloße Natur verwandelt. Die Juden selber haben daran durch die Jahrtausende teilgehabt, mit Aufklärung nicht weniger als mit Zynismus. Das älteste überlebende Patriarchat, die Inkarnation des Monotheismus, haben sie die Tabus in zivilisatorische Maximen verwandelt, da die anderen noch bei der Magie hielten. Den Juden schien gelungen, worum das Christentum vergebens sich mühte: die Entmächtigung der Magie vermöge ihrer eigenen Kraft, die als Gottesdienst sich wider sich selber kehrt. Sie haben die Angleichung an Natur nicht sowohl ausgerottet als sie aufgehoben in den reinen Pflichten des Rituals. Damit haben sie ihr das versöhnende Gedächtnis bewahrt, ohne durchs Symbol in Mythologie zurückzufallen. So gelten sie der fortgeschrittenen Zivilisation für zurückgeblieben und allzu weit voran, für ähnlich und unähnlich, für gescheit und dumm. Sie werden dessen schuldig gesprochen, was sie, als die ersten Bürger, zuerst in sich gebrochen haben: der Verführbarkeit durchs Untere, des Dranges zu Tier und Erde, des Bilderdienstes. Weil sie den Begriff des Koscheren erfunden haben, werden sie als Schweine verfolgt. Die Antisemiten machen sich zu Vollstreckern des Alten Testaments: sie sorgen dafür, daß die Juden, da sie vom Baum der Erkenntnis gegessen haben, zu Erde werden."

Quellen: Ljiljana Radonic – Deutscher Feminismus und Antisemitismus | Theodor W. Adorno – Studien zum autoritären Charakter, Dialektik der Aufklärung | Else Frenkel-Brunswik – Die antisemitische Persönlichkeit | Birgit Schmidt - Freundliche Frauen, Eine Kritik an der Juden- und Frauenfeindlichkeit des esoterischen Feminismus | Peter Bierl – Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn - Kapitalismuskritik von rechts: Der Fall Silvio Gesell

Überarbeite Fassung des bereits veröffentlichten Textes von Mission Impossible

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