Das Aussetzen von Federwild zur Jagd

Der Jagdfasan, die einzige Fasanart, die in Österreich vorkommt, ist menschengemacht. Im Spätmittelalter kreuzte man wilde Hühnervögel aus Kleinasien, um einen möglichst bunten Vogel mit langen Federn für die Jagd zu erhalten, der schlecht fliegt und dadurch eine gute Zielscheibe abgibt. Seit der frühen Neuzeit wird er hierzulande in Fasanerien für die Feudaljagd gezüchtet und ausgesetzt. Ein paar Ewiggestrige betreiben diese Fasanzuchten heute noch. Wer einen lustigen Nachmittag mit lautem Geballere auf lebende Zielscheiben genießen will, zahlt € 12.000 und bekommt 400 Fasane garantiert.

Anlässlich unserer Demonstration bei der burgenländischen Hubertusmesse der Landesjägerschaft in Loretto  am 31. Oktober 2015 kam ich mit der zuständigen Landesrätin Verena Dunst ins Gespräch. Sie verteidigte das Aussetzen von Zuchtfasanen als „Stabilisierung der Niederwildpopulationen“. Dumm nur, dass die Wissenschaft hier ganz anderes gefunden hat. Bei einer Studie in Niedersachsen in Deutschland z.B. zeigte sich, dass von 400 ausgesetzten Zuchtfasanen innerhalb der ersten Woche bereits 59 % gestorben waren. Nach 5 Wochen lebte sogar ohne Jagd kein einziges der Tiere mehr. Zuchtfasane haben nie gelernt mit der freien Wildbahn umzugehen. Sie erkennen Gefahren schlechter und flüchten wesentlich langsamer. Zusätzlich haben sie keine Immunität gegen lokale Parasitenstämme, sie sind durch jahrzehntelange Zucht genetisch von den Wildformen verschieden, die sich ständig evolutionär anpassen mussten. Eine Untersuchung in England ergab darüber hinaus, dass 41 % der Zuchtfasane ihr Gelege in freier Wildbahn einfach im Stich lassen. Wer aus dem Brutkasten kommt und keine Mutter kennt, hat dem eigenen Nachwuchs gegenüber oft eine erschreckende Gleichgültigkeit.

Bei Stockenten, die ebenfalls in Österreich zu zigtausenden gezüchtet und für die Jagd ausgesetzt werden, ist die Situation nicht viel anders. Bei einer finnischen Untersuchung zeigte sich, dass Stockenten aus der Zucht im Winter nicht wegziehen. So erfroren die Tiere hilflos. Eine Untersuchung in Frankreich ergab, dass gezüchtete Stockenten nach ihrer Freilassung auf die menschliche Fütterung angewiesen blieben. Trotzdem überlebten nur 4 % von 300 bis ins nächste Jahr. Diese Abhängigkeit machen sich Feudaljäger wie Alfons Mensdorff-Pouilly zunutze. Er setzt tausende Zuchtenten an künstlichen Teichen aus. Obwohl sie wegfliegen könnten, bleiben sie aber dicht gedrängt bei den Futterstellen, bis die Jagdgäste eintreffen.

Das Aussetzen von Zuchttieren ist in jedem Fall Tierquälerei. Das Strafgesetzbuch verbietet im § 222 (1) 2. das Aussetzen von Tieren, die in der Freiheit zu leben unfähig sind. Doch trotz all unserer Anzeigen wurde noch nie ein Jäger, der Federwild aus der Zucht aussetzte, deshalb verurteilt.

Am 30. Oktober 2015 versuchte Mensdorff-Pouilly wieder eine Jagd auf seine Zuchtfasane, von denen noch immer etwa 10.000 in seinen Volieren sitzen. Jagdhelfer zwängten hunderte der Tiere in kleine orangefarbene Transportkisten und brachten sie in den Wald. Die Jagdgäste waren bereits versammelt. Doch wir konnten das Vorgehen dokumentieren. Da wurde die Jagd rasch abgeblasen, der Spaß ist offenbar nicht so groß, wenn die Öffentlichkeit zusieht.

Hat Mensdorff-Pouilly nicht lauthals verkündet, als wir ihm seine Rebhühner wegnahmen, dass seine AnwältInnen öffentlich dazu Stellung nehmen werden? Dazu kam es nie. Auch die Staatsanwaltschaft hat sich nicht bei mir gemeldet. Diese Jagdpraxis lebt davon, nicht aufzufallen. Mir ist bisher kein einziger Mensch begegnet, der es gewagt hätte, die Jagd auf Zuchttiere öffentlich zu verteidigen. Doch verbieten wollen es die Verantwortlichen auch nicht.

Was macht man in so einem Fall? Den Konflikt eskalieren. Die Damen und Herren FeudaljägerInnen ducken sich und warten, bis die Aufmerksamkeit abebbt. Machen wir also noch mehr Wirbel, sodass es zu keiner Ebbe kommt. Bis sie Stellung nehmen müssen.

Wer mithelfen will, schickt Landesrätin Verena Dunst ein kritisches Email: verena.dunst@bgld.gv.at

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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