"Maaama! Du hast keine Ahnung! - Das heisst heute Mechatroniker. KFZ-Mechaniker sind Vergangenheit. ... Wie du."

Frau muss schon gute Nerven haben, um solche Attacken schmerzfrei zu erleben.

Meine Kollegin, die mir von diesem Dialog erzählte, erklärte auch, dass sie ihren kleinen Bruder vor sich sah bei diesem Gespräch, der ihr einstens auf ähnliche Weise die Welt hatte erklären wollen. Nur hatte der es nicht so schwer gehabt. Weil er ein Junge war.

Als sie für ihr wissbegieriges Kind, 14, weiblich, einen geeigneten Praktikumsplatz suchte, bekam sie einige Absagen: Leider. Schade. Aber ... keine geeigneten Sanitäranlagen. Sprich: Da gabs weder Klos, noch Duschen für Mädchen.

Oha!

Duschen, ja gut, kann Mädchen sich auch zu Hause. Aber pinkeln?

Am Ende fand sich dann doch etwas. Da gabs auch eine weibliche Bürokraft.

Und so kann Kind sehen, ob Mechatroniker wirklich der Beruf der Wahl ist.

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Ich erinnere mich (ziemlich genau vierzig Jahre ist das her): Ich, am "Unterrichtstag in der Produktion" stand an einer hydraulischen Drehmaschine und drehte ein Werkstück, das ich in der Woche zuvor technisch gezeichnet hatte.

Ich hatte es gut gemacht, bekam eine "1" und wusste dennoch, dass dies nicht der Beruf meiner Wahl sein würde. Aber ich hatte eine Erfahrung gemacht.

Die Frauen, hier im Westen, erzählten mir nach meiner Übersiedlung von ihren Kämpfen. Verbrannte BHs und überhaupt. Aber angesichts meiner Erlebnisse noch in den Neunzigern (der Herr auf der Bank, der nach meinem Mann fragte; die Kindereinrichtung, die mich zu weniger als halbtags verurteilte usf.) fragte ich mich, wie ernst diese Dinge zu nehmen seien.

Heute, angesichts dieses Kindes, wir erinnern uns: 14, weiblich, das einen Männerberuf ganz unbedingt und ernsthaft und schon seit Jahren ergreifen möchte, frage ich mich: Wie weit sind wir gekommen mit unseren Wünschen?

Und ich, die ich einen wohlgefälligen beruflichen Werdegang genommen habe, ganz ohne technische und pseudo-männliche Ambitionen, wünsche ihnen, den ganz Jungen, dass es nun ein Wohlgefallen sei. Oder: Lasst sie doch machen, die Mädels, wenn es ihnen denn Spaß macht! Sie werden - weil es ihnen Spaß macht! - nicht minder gut sein als die Jungens.

"MAMA! Das ist Vergangenheit."

Irgendwie ja.

Wenn sie es schaffen, nicht die Feindseligkeiten ihrer Eltern zu übernehmen, kann doch noch alles gut werden.

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Claus Baumann

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