"Der wahrhaft Geldgläubige verehrt das Geld nicht, weil man sich damit alles kaufen kann, sondern weil es seine höchste Instanz, sein Polarstern, der Sinngeber seines Daseins ist. Man wird zugeben müssen, daß dies kein kompakter roher Aberglaube nach Art der Fetischisten und Wallfahrer ist, sondern ein Götzendienst von hoher Sublimationskraft, kein einfacher Materialismus, sondern die Prostration vor einem geistigen Prinzip, wie ja auch der Teufel eines ist. Und alsbald erheben sich in den Städten mächtige Hauptheiligtümer namens Börsen und Scharen kleiner Tempel, Banken genannt; in ihnen wird etwas Magisches, Allmächtiges, Allgegenwärtiges, aber Unsichtbares angebetet; vorgeblich eingeweihte Priester (meist freilich Ignoranten oder Betrüger) verkünden seinen Willen; zahllose Gläubige bringen opferfroh ihre Habe dar, in heiliger Scheu unverständliche Beschwörungsformeln einer fremden Sprache murmelnd. Das Credo ist zum Credit geworden."

(Egon Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit, C.H.Beck, 3.Auflage der Sonderausgabe, 2012, S. 1036 f.)

PS.: Erste Auflage in fünf Büchern 1927

6
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen
Claudia56

Claudia56 bewertete diesen Eintrag vor 7 Jahren

Petra vom Frankenwald

Petra vom Frankenwald bewertete diesen Eintrag vor 7 Jahren

Isra Keskin

Isra Keskin bewertete diesen Eintrag vor 7 Jahren

Zauberloewin

Zauberloewin bewertete diesen Eintrag vor 7 Jahren

Iris123

Iris123 bewertete diesen Eintrag vor 7 Jahren

Markus Andel

Markus Andel bewertete diesen Eintrag vor 7 Jahren

5 Kommentare
User
Mention
Hash-Tag
Tippe @ für Erwähnungen, # für Hashtags.
  • 👍
  • 🤗
  • 😉
  • 😂
  • 🙁
  • 😀
  • 😋
  • 😗
  • 😎
  • ❤️
  • 🤮
  • 😡

Mehr von zeitdiagnosen