Rettet man sein Kind oder zwei Fremde?

Eine aktuelle Debatte hat wieder ein altes Gleichnis in meinem Kopf widerbelebt. Man stelle sich vor auf der einen Seite könnte man jemanden retten der einem am Herzen liegt. Den Partner, die Mutter, das eigene Kind. Auf der anderen Seite stünde ein Fremder.

Man hätte nun die Wahl entweder einen zu retten oder aber keinen, nicht aber beide.

Wer würde den Fremden retten? Wer würde das auch nur im Ansatz in Betracht ziehen?

Die Antwort ist einfach: eine Maschine würde das in 50% der Fälle tun, aber kein Mensch mit wenigstens der rudimentären Grundausstattung im Bereich „Gefühle“ würde eine fremde Person einer Person mit der man sich verbunden fühlt bevorzugen.

Verschlimmern wir die Fragestellung und fragen uns wie viele Unbekannte man retten müsste um einen geliebten Menschen über die Klinge springen zu lassen. Wie viele Wildfremde müssten also sterben ehe man sein eigenes Kind opfern würde?

Menschen ohne Kinder und Kinderwunsch kommen hierbei zu deutlich geringeren Werten, selten aber auf den Wert 1. Menschen mit Kindern hingegen zucken mit den Achseln wenn das Gegenüber beginnt Millionen von Menschen in die hypothetische Waagschale zu werfen. 200 Millionen Fremde? Da gehen noch ein paar hundert Millionen mehr!

Für den Computer ist das unverständlich und auch der emotional ähnlich strukturierte Altruist empört sich hierbei. Für beide, den Computer und den Altruisten, ist der Mensch eben ein Mensch. Ein Zahlenwert, eine Eins in Milliarden von Einsen. Für einen Computer ist es völlig logisch eine Person zu töten wenn er dafür 2 retten kann, sofern sein Ziel ist Menschen zu retten.

Geistig gesunde Menschen sind aber keine Computer. Wir bevorzugen Menschen gegenüber anderen und diese Entscheidungen sind nur zum Teil rational. Diese Bevorzugungen nehmen in Zahlen extreme Werte an. Der geistig gesunde Mensch bevorzugt seine Kinder nicht um ein zehn- oder hundertfaches sondern nicht selten um Größenordnungen jenseits der Millionen.

Altruisten (und ähnliche computerartige Menschen) versuchen daher umzudefinieren was geistig gesund ist und proklamieren dass die Bereitschaft sich zu opfern die gesunde Seite wäre. Das ist völlig verrückt aber auch durchaus verständlich, zieht man ihren Glauben an die Göttlichkeit der Selbstaufgabe in Betracht.

Anhänger altruistischer Ideologien, etwa des Nationalsozialismus oder Internationalsozialismus, verstehen sehr gut dass ihre Logik (Aufgabe des selbst zum Wohl Aller) nicht greift solange man unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Wertigkeiten zuordnet.

Diese Ansicht ist ein direktes Resultat der Evolution. Menschen die uns näher sind, sind entsprechend wichtiger für unser Überleben und haben daher höhere Priorität. Das führt uns zurück zum Altruisten der üblicherweise große Opfer von Anderen fordert, selber aber defakto nicht bereit ist solche zu bringen. Er würde sie bringen, sagt er, aber wenn es darum geht es zu tun kommen nur Ausreden und noch mehr Forderungen.

„Ich würde es schon tun, wenn es alle tun würden“.

Eine Welt des Altruismus ist nur zu realisieren in einer Welt die von Maschinen bevölkert ist. Solange es Menschen gibt werden wir die unsrigen gegenüber allen andren bevorzugen. Manche von uns stehen dazu, die andren verleugnen es, würden aber im Fall des Falles ihren Idealen auch nicht gerecht werden.

Wer sein System auf Altruismus stützt hat ein System das mit der Menschheit unverträglich ist.

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LaMagra

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