
Im Zuge der Debatten um das mörderische Attentat auf die Satirezeitung Charlie Hebdo haben viele Zeichnerinnen und Zeichner mit Karikaturen reagiert. Sehr häufig wurden dabei Bleistifte als Waffen oder Raketen gezeichnet. Die spitze Feder des Zeichners, so lautete die Botschaft, werde schließlich den Sieg gegen die brutale Gewalt des Terroristen davon tragen. Wir, die Verteidiger des Wortes und des Bildes, werden am Ende siegen, denn unsere Werkzeuge sind die mächtigeren.
Doch ist das so? Die Metapher, wonach Worte mächtigere Waffen sind als Gewehre, finde ich höchst problematisch. Worte sind keine Waffen, Kunst und Satire sind auch keine Waffen. Sprache, Kunst sind dazu da, Kommunikation zu ermöglichen, Waffen sind ganz im Gegenteil dazu da, Kommunikation zu verhindern. Kunst und Sprache sollen das Denken anregen und Horizonte eröffnen, Waffen sollen das Denken auslöschen und Horizonte verengen.
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Sicher, auch Worte können Waffen sein, sie können als Waffen eingesetzt werden. Mit Worten kann man andere verletzen, die Gegenseite zum Verstummen bringen. Ja, es stimmt: auch mit Worten kann man Kommunikation unmöglich machen. Aber anders als im Fall der Kalaschnikoff ist das nicht der eigentliche Sinn von Worten. Der Sinn von Sprache ist es, Vermittlungen zu schaffen.
Wenn wir als zivilisierte Gesellschaft dem brutalen Wahnsinn terroristischer Logik etwas entgegensetzen wollen, dann ist die Kriegsmetapher falsch. Worte sind keine Waffen, Kunst ist keine Waffe. Auch Satire ist keine Waffe. Im Gegenteil: Worte, Kunst und gerade auch Satire können Horizonte und Vermittlungen schaffen, damit Menschen ihre Konflikte nicht mehr mit Waffen austragen müssen. Weil sie sich mit denen, die andere Meinungen haben, nicht mehr im Krieg befinden.