Drogen sind was Geiles, soviel muss ich einmal in aller Subjektivität festhalten. Da gibt es doch tatsächlich Stoffe, die wir uns von außen zuführen können und die wie körpereigene Stoffe wirken - manchmal schwächer, manchmal sogar stärker, jedoch immer schön passend, ganz so als wäre unser Körper wie für sie geschaffen - phänomenal. HALT! Jeder gute Apotheker wird mir bereits bei diesem Satz den Hinweis geben, dass das auch auf Heilmittel, unsere Medikamente zutrifft. Und ja, diese sprechen für ihren Heilfeffekt natürlich genauso auf die Rezeptoren des Körpers an. Aber eigentlich sollte man nicht einmal einen Unterschied machen - macht doch IMMER die Dosis das Gift. Oder um den guten Guru Christian Rätsch wiederzugeben: Im alten Griechenland trank man Wein, merkte dass der Alkohol einen Effekt auf den Körper hat und bezeichnete ihn als ein Pharmakon. Bei einer Krankheit nahm man Heilkräuter zu sich, merkte wiederum einen Effekt auf den Körper und nannte sie - richtig, Pharmakon. Es waren die Effektauslöser also nicht einerseits "gute Substanzen" mit Namen "Heilmittel" und andererseits "schlechte Substanzen" mit Namen "Drogen", sondern schlicht und ergreifend "Wirkstoffe" - eben "Pharmaka". Man sah die ganze Thematik vor tausenden Jahren ergo bereits mit einer wahrlich gebotenen Nüchternheit, die es beim allfälligen Umgang mit den Substanzen selbst braucht.

Was mich ganz allgemein auf einen wichtigen Satz bringt: Die Substanz, die wir wahlweise vergöttern oder verteufeln ist nicht per se "gut" oder "böse" für uns Menschen - sie >ist< einfach nur. Ihre Wirkstoffe gibt es womöglich schon länger als den Menschen und die wirkenden Atomverbindungen wohl seit es das Universum gibt. Unser Verhalten auf oder unser Verlangen nach einer Substanz ist immer eine subjektive Empfindung und sollte uns viel eher etwas über uns selbst sagen, statt über die Substanz. Womöglich herrscht so in Kranken auch bloß das Bedürfnis nach einer Substanz, die wir in unserer schulmedizinischen Symptombehandlungsmanier gerne in Form eines zumeist ähnlich wirkenden Ersatzstoffes anbieten - ganz in der Ignoranz davor, dass der Körper die meisten dieser Substanzen auch selbst herzustellen in der Lage ist. Placebos wirken nicht von irgendwoher, sondern weil die Psyche das Ausschütten gewisser Substanzen zu induzieren in der Lage ist - diese naheliegende Vermutung soll mir einmal jemand widerlegen! Und so schließe ich diese Akte schnell mit dem kurzen Hinweis darauf, dass sich viele [natürlich weitaus nicht alle] der heutigen Krankheitsbilder auf einen Mangel an aufmerksamer Zuneigung (unwissenschaftlich auch als Liebe bekannt) zurückführen lassen und ein Medikament oftmals gar nicht so sehr wirken zu braucht um zu wirken - genügt es doch um dem unsensiblen Umfeld mitzuteilen, dass soeben ein Missstand behoben wird, was Mitgefühl nach sich zieht.

Doch weg von den Medikamenten, hin zu den Drogen: THC steht ja bereits im Ruf, ein bisschen etwas von beidem zu sein. Für das was wir als Droge bezeichnen tötet es zu schlecht und macht nicht abhängig genug, für das was wir als Medikamente kennen ist es aber zu illegal und zu verschrien. Gut, das sind schlechte Argumente. Überhaupt gibt es im Zusammenhang mit dem weiblichen Hanf kaum Argumente, die wirklich stichhaltig gegen seine Nutzung als Alltagsdroge und Medizin sprechen. Gras sei eine Einstiegsdroge wird da gerne einmal hervorgebracht. Auf Zucker bei Dickleibigen (und davon sind bekanntermaßen große Teile der Bevölkerung betroffen, speziell der Jugend!) kommen diese so um das Volk besorgten Politiker und Politikeranhänger nicht. Ja, Zucker ist eine Droge - natürlich nicht im herkömlichen Sinn, aber als Medikament ist er nur sehr eingeschränkt tauglich und irgendwo sollte man ihn als Wirksubstanz ja zuordnen können. Also ist Zucker zunächst einmal, so wie all die anderen tollen Substanzen, ein Pharmakon. Das gilt auch für Coffein, für Teein, für Taurin, für Theobromin (aus Schokolade) oder aber Nikotin. Es gilt für eine derartig umfassende Litanei an Dingen, die wir täglich zu uns nehmen, dass sich ein jeder der den Verhalt kennt, also zumindest diesen Text hier, völlig der Lächerlichkeit preisgibt, wenn er meint, "nichts mit Drogen am Hut" zu haben. Wir alle nehmen Pharmaka. Wir alle!

Und um das ganze noch lustiger zu gestalten, will ich nun darauf eingehen, was wir ihnen nicht alles zu verdanken haben, schließlich dröhnt sich die Menschheit seit Jahrtausenden mit Vorliebe für harte Stoffe zu. Nicht erst seit dem Fund einer goldenen, 4000-jahre alten Bong mit Cannabis- und Opiumresten dürfte das klar sein; auch der Ötztalmann kannte bestimmt die tollsten Pilze für Bewusstseinsreisen. Die alten Griechen hatten, wie erwähnt, eine ganze Palette an psychoaktiven Substanzen in petto. Keiner der alten Philosophen und Mathematiker war wohl Abstinent, im Gegenteil, halfen ihnen Pharmaka (für mich zweifellos) bei der geistigen Aufarbeitung theoretischer Probleme ihrer Zeit. Auch in der Neuzeit gingen große Wellen des Schaffens immer dann um den Globus, wenn der Umgang mit Pharmaka am liberalsten war. Vincent van Gogh bediente sich dem im Wermut enthaltenen Thujon und Siegmund Freud schwörte auf das Bayer-Produkt Kokain. Dass es daneben noch Fälle des Missbrauchs gab, etwa des Opiums durch die Engländer an den Chinesen oder aber durch Hitlers Pervitin an den Deutschen (und ihm selbst), zeigt eher, dass sich eine mündige Bevölkerung den Gebrauch von Substanzen zu ihrem eigenen Wohl auf keinen Fall aufoktroyieren lassen sollte. Von keiner Macht! In der Moderne geben die LSD-nehmenden Beatles wiederum ein gutes Beispiel für eine kulturelle Hochleistung, die gewiss nicht ganz unbeeinflusst von derlei bewusstseinserweiternden Substanzen war und Hanfkünstler mit großem gesellschaftlichem Einfluss gibt es ohnehin wie Sand am Meer; Bob Marley etwa, um nur den Bekanntesten zu nennen. Dass Hanf bis zuletzt von einer Lobby mit bestimmt nicht philantropen Vorsätzen bekämpft wurde, ist bereits Inhalt derartig vieler Abhandlungen, dass ich weder darauf, noch auf die Notwendigkeit der Legalisierung näher eingehen will.

Natürlich könnte ich diesen Artikel auch sonst wieder mit allerlei Ausführungen in jede Richtung spicken, und ja: Man sollte von Substanz zu Substanz gewisse Unterscheidungen treffen. Heroin, Crystal Meth oder Krokodil sind bestimmt weder Massen- noch Alltagstauglich. Sie sind aber auch eher als "Endstufen" von Entwicklungen zu verstehen, die nur jemand vollzieht, für den andere Substanzen nicht ausreichen - in aller Regel handelt es sich dabei um Personen mit größten persönlichen Problemen. Es gilt auch hier, dass der Gebrauch weniger über die Substanz, als viel mehr über den Menschen aussagt, der sie im Übermaß benutzt. Über die Selbstfindung durch Psychoaktiva, erhöhte Leistungsbereitschaft über aufputschende Stimulans oder einen Ersatz für Liebe durch allerlei Alltagsdrogen sagen all diese Substanzen nämlich sehr vieles über uns selbst aus und sollten schon von daher viel eher legalisiert als verteufelt werden. In Wahrheit SCHREIT unsere verkommene und verwahrloste Gesellschaft schon richtiggehend danach! Dass man die Party- und Liebesdroge MDMA bereits erfolgreich gegen Depressionen einsetzte ist wohl nur die Spitze eines Eisbergs an praktischen Anwendungsmöglichkeiten für schon bekannte und verschriene Substanzen.

Mir schwebt dazu abschließend folgendes Modell vor: Eine Einführung in die Welt der Substanzen ab dem 12. Lebensjahr und einen verpflichtenden Pass für alle sich nach außen hin offensichtlich bemerkbar machenden Substanzen (bzw. solche, die das Potenzial dazu haben, wie Nikotin) und/oder nach ihrem Konsum länger als vier Stunden anwirkenden Substanzen ab dem 16. Lebensjahr. Wer eine Droge konsumieren möchte, soll vorher unter Beweis stellen, dass er dabei nicht in unkontrollierten Gefühlsausbrüchen aufgeht - eine solche Unzurechnungsfähigkeit stellt eine Gefahr und Fahrlässigkeit gegenüber der restlichen Bevölkerung dar. Dafür muss man zunächst von behördlich anerkannten Kennern über die Droge instruiert werden und anschließend für den Zeitraum des Wirkens in eine betont einladend eingerichtete Gummizelle, in der man mit allem Lebensnotwendigen und eventuell Mitgebrachten versorgt wird. Zuvor sollte noch ein Psychotest gemacht werden, um sicherzugehen, dass der Anwender nicht in Wahrheit ein Problem zu lösen versucht - zur endgültigen Lösung eines persönlichen Dilemmas ist eine Substanz schließlich nicht geeignet. Werden beide Tests bestanden, kann die kontrolliere Ausgabe zur Verwendung in der Freizeit erfolgen. Das ganze ist natürlich genauer zu überdenken und hier nur als Vorschlag angeführt. Es ist dies aber ein Modell unter dem ich mir grundsätzlich die Legalisierung aller Substanzen vorstellen kann. Und eine solche Legalisierung ist bestimmt eher ein Schritt in die richtige Richtung [Ein Zustand der Eigenverantwortlichkeit und Mündigkeit!] als eine völlige Prohibition, also das Gegenteil davon.

Am Ende zählt nämlich immer, wie verantwortungsbewusst man mit Substanzen umgeht - erlaubt soll alles sein, aber in Maßen, die diese Substanzen nicht zum alleinigen Lebensmittelpunkt und zur Daseinsbestimmung machen. Damit stärkt man nicht nur die Gesellschaft, man besiegelt auch das Schicksal von skrupellosen Schmugglerbanden, Dealern und ausgebeuteten Drogenbauern. Ganz zu schweigen davon, dass "das Zeug" dann nicht mehr bis hin zur Lebensgefahr für die Konsumenten gestreckt würde und sie nebenher nicht derartig finanziell sowie moralisch belasten würde. Kurz: Man täte der Menschheit einen bescheidenen, wenn auch nicht unwesentlichen Dienst!

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:13

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