Das für morgen einberufene Treffen sämtlicher hochrangiger Generäle der US-Streitkräfte ist ein außergewöhnliches und zugleich hochriskantes Ereignis. Normalerweise vermeiden es moderne Armeen strikt, ihre Top-Führung in einem Raum zu konzentrieren, da ein solcher Schritt aus operativ-taktischer Sicht ein massives Sicherheitsrisiko darstellt. Wenn sämtliche Entscheidungsträger der Befehlskette – von den Chiefs of Staff bis zu den Combatant Commandern – gemeinsam anwesend sind, ergibt sich ein „single point of failure“. Ein einziger präventiver Erstschlag, sei es konventionell oder asymmetrisch, könnte die Handlungsfähigkeit der gesamten Streitkräfte für Tage, wenn nicht Wochen, lähmen. Dieses Prinzip kennt man spätestens seit den verheerenden russischen Verlusten 2022, als mehrere Generäle an der Front bei unvorsichtigen Zusammenkünften ausgeschaltet wurden – ein Lehrstück, das man im Pentagon gewiss nicht vergessen sollte.
Warum passiert das jetzt?
Die Gründe für dieses kurzfristig einberufene Treffen liegen im Dunkeln. Offiziell könnte es sich um eine strategische Retraite zur Operationsplanung handeln, doch der Zeitpunkt weckt Misstrauen. Zum einen steht die innenpolitische Lage unter enormem Druck. Es wird spekuliert, dass Pete Hegseth, enger Vertrauter Trumps, das Treffen nutzen könnte, um eine Loyalitätsbekundung der Streitkräfte gegenüber Donald Trump durchzusetzen – eine Art politisches Treuebekenntnis im Angesicht der prekären Lage. Hegseth hatte in der Vergangenheit autoritäre Praktiken, wie sie im Dritten Reich vorkamen, auffallend unkritisch gelobt.
Drohende Säuberungen
Ein weiterer denkbarer Grund ist eine bevorstehende Umbildung des Oberkommandos. In autoritären Systemen war es stets ein Ritual, unliebsame Generäle öffentlich und demonstrativ vor der versammelten Führung zu degradieren oder zu entlassen. Man denke an Nordkorea unter Kim, wo Offiziere gelegentlich unmittelbar abgeführt oder sogar exekutiert wurden, oder an das China der Mao-Ära, in dem „unzuverlässige“ Militärs kaltgestellt wurden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Trump oder Hegseth ähnliche Bilder inszenieren wollen, um die verbliebenen Kommandeure einzuschüchtern und ein Signal totaler Kontrolle zu senden.
Weitere Motive
Neben Loyalitätstests und personellen Säuberungen könnte auch eine konkrete Kriegsplanung im Raum stehen. Ein US-Präsident unter massivem innenpolitischen Druck – etwa durch Enthüllungen im Zusammenhang mit den sogenannten Epstein-Files – könnte versucht sein, durch eine militärische Eskalation die öffentliche Aufmerksamkeit abzulenken. Historisch ist dieses Muster nicht neu: außenpolitische Abenteuer dienen oft als innenpolitisches Ablenkungsmanöver. Ob sich ein solches Szenario gegen Venezuela, den Iran oder gar einen europäischen Schauplatz richtet, bleibt Spekulation. Doch allein die Tatsache, dass alle Generäle auf engstem Raum versammelt werden, wirkt im Lichte solcher Hypothesen fahrlässig.
Was passiert also morgen?
Dieses Ereignis wirft die Frage auf, warum das US-Militär eine so eklatante Sicherheitsregel bricht. Entweder steht die politische Inszenierung im Vordergrund, mit einem kalkulierten Akt der Machtdemonstration, oder es bahnen sich drastische Entscheidungen an, die tief in die Struktur der Streitkräfte eingreifen werden. Aus militärischer Sicht ist es jedenfalls ein Schritt, den man „einfach nicht macht“ – außer man verfolgt Ziele, die über reine Strategie weit hinausgehen.