Kniet nieder, meine Schwestern und Brüder, und lasst uns beten. Die alte Brandmauer hatte noch den Sinn, jemanden zu schützen. Brandmauern waren im präventiven Bereich ein wichtiger Faktor, um bestehendes Gut vor Flammen und sonstigen Gefahren des Lebens zu schützen.
Eine Brandmauer war Teil einer Festung und diente dazu, das Leben innerhalb dieser sowie alles, was sich dort befand, vor dem zu schützen, was außen geschah. Viel später, im landwirtschaftlichen Bereich oder im Gebäudebau, stellten Brandmauern einen wichtigen Schutzfaktor dar, der es Landwirten und Häuslebauern ermöglichte, ihren Besitz als sicher zu betrachten.
Brandwände erfüllen grundsätzlich zwei unterschiedliche Funktionen. Zum einen sollen sie (unmittelbar angrenzende) Gebäude vor Feuer und Hitze schützen. Andererseits dienen sie dem Schutz der Nutzer eines Gebäudes. All das lag jedoch im Bereich der Sachschäden und ist, wie man heute sieht, schon lange vergessen.
Heute wird dieses Wort politisch zweckentfremdet. Politische Führer verwenden diesen Begriff „Brandmauern“ völlig sinnentleert, um nicht zu schützen, gottbewahre, oder um etwas zu bewahren. Nein, sie verwenden den Begriff und dabei kommen sie sich auch noch recht überschlau vor, ohne zu erahnen, wie primitiv und verblödet sie bei der Bevölkerung ankommen. Sie meinen damit eigentlich nur absolutes Verbot und Ausgrenzung.
Jeder geistig halb entsorgte Bürger freut sich natürlich auch noch über solche Begriffe in der irrigen Annahme, dass der verblödete Führer andere meint als ihn, ohne zu erkennen, dass der doppelt verblödete Führer bereits ein Auge auf ihn geworfen hat. Tja, dumm gelaufen …
Wenn ein Sachrisiko ein reales zu einem imaginären, abstrakten deformiert, dann entsteht ein Vakuum der Vernunft. Wenn Reales zu Unrealem wird. Wenn ein Gefühl des Schutzes verteufelt und gebrandmarkt wird, als wäre es der Teufel selbst, dann haben wir einen Zustand in der gesellschaftlichen Debatte erreicht, der nur ein Ziel verfolgt: uns zu entwurzeln.
Jedes politische Arschloch – verzeiht mir diesen Ausrutscher ins Proletariat –, das uns heute von Brandmauern erzählt und die wir eventuell aufbauen müssen, um uns vor jenen zu schützen, die mehr mit uns als mit ihnen zu tun haben, gehört absolut außerhalb jener Brandmauer, die es so wortgewaltig propagiert.
Vielleicht kommt irgendwann eine Zeit der Vernunft. Ich würde mir eine Zeit wünschen, in der Dialoge aus allen Bereichen des politischen Lebens zugelassen sind. Eine Vielfalt an Meinungen, Kontroversen und Diskursen, die es uns ermöglichen, einen höheren Wert des Denkens, der Wissensvermittlung und der demokratischen Bildung zu erreichen, wie ihn einst die Griechen ins Leben gerufen haben …