Wie Medien und Meinungsforschungsinstitute Mittepositionen unterdrücken und totschweigen

Die Rechtsextremisten und Linksextremisten behaupten ja oft in ihrer für sie typischen Lügenpropaganda, sie würden von den Medien totgeschwiegen und vertuscht, was aber gar nicht möglich ist, weil sie vielfach in Parlamenten vertreten sind. Außerdem haben rechtsextremistische oder linksextremistische Positionen oft einen hohen Unterhaltungswert oder Empörungwert, steigern die Auflage oder die Einschaltquote und werden daher sehr gerne gebracht. Auch aus Feindbildgründen und um Fehler der etablierten Parteien zu vertuschen bzw. aus der Debatte zu verdrängen, werden extremistische Parteien oft betont und thematisiert und es wird ihnen viel Raum gegeben, so war zum Beispiel der Identitäre Martin Sellner gerne gesehener Gast bei oetv.

Dass es diesen Linksextremisten und Rechtsextremisten gar nicht um Meinungsvielfalt und um Demokratie geht, sondern nur um die totalitäre Durchsetzung ihrer Interessen und Positionen, beweist die Vertuschung der kleinen, neuen Mittepositionen, die von den etablierten Mitteparteien und ihren Medien genauso totgeschwiegen und unterdrückt werden wie von den Vertretern der beiden Extreme, die sich immer nur dann über Demokratiemängel beschweren, wenn es sie selbst betrifft, aber überhaupt nicht, wenn es Andere betrifft.

Das jüngste Beispiel dafür lieferte der Abschiebungsfall und die Umfragen, die diesbezüglich gemacht wurden.

Als Antwortmöglichkeiten waren nur drei vorgesehen:

1.) Kinderabschiebungen richtig

2.) Kinderabschiebungen falsch

3.) Kinderabschiebung richtig, aber Hunde sollten dabei nicht verwendet werden

Ansonsten standen keine Optionen zur Wahl auch und insbesondere nicht die Position "Bubenabschiebungen unter gewissen Umständen, aber keine Mädchenabschiebungen, solange es einen Männerüberschuss und einen Frauenmangel in den jungen Alterskohorten gibt" (was gerade in einer monogamiegeprägten Kultur wie der unseren wichtig wäre) oder ähnliche.

Und diese Position wäre eine Mitteposition gewesen, zwischen Ablehnung aller Kinderabschiebungen und Befürwortung aller Kinderabschiebungen unter gewissen Umständen ohne Differenzierung nach Geschlecht.

Genauso wie die etablierten Parteien diese vierte Position vertuschten und totschwiegen, vertuschen rechtsextremistische und linksextremistische Parteien diese vierte Position und schwiegen sie tot.

Die fällt umso mehr ins Gewicht, als diese vierte Position eine gravierendere Differenzierung gewesen wäre als die dritte Position "Kinderabschiebung richtig, aber ohne Hunde". Insofern, als diese vierte Option sich sowohl von der ersten als auch von der zweiten unterscheidet darin, WER abgeschoben werden soll.

Während die dritte Option mit den Hunden nur einen Unterschied danach macht, WIE abgeschoben werden soll, aber sich von der ersten überhaupt nicht darin unterscheidet, WER abgeschoben werden soll.

Diese Umfrage differenziert auch nicht danach, ob die Kinder hier geboren sind oder nicht, was in Bezug auf Ius Soli/Geburtsortsrecht einen Unterschied macht.

Die Herrschaft der Medien nennt man "Mediokratie" und für die Herrschaft der Meinungsforschungsinstitute habe ich den Begriff "Demoskopokratie" vorgeschlagen. Sowohl die Mediokratie wie auch die Demoskopokratie unterscheiden sich von der Demokratie, und sind daher eigentlich verfassungswidrig oder zumindest problematisch wegen Art.1 der Verfassung "Österreich ist eine demokratische Republik, ihr Recht geht vom Volke aus"

Wenn nicht mehr das Volk die Entscheidungen trifft, sondern die Medien und die Meinungsforschungsinsitute, so wie beim ersten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl (siehe meinen Blogs dazu), dann kann man das als Verstoss gegen das Demokratieprinzip betrachten.

Die Hauptbetroffenen von Medienzensur und Positionsvertuschung sind daher nicht extremistische Positionen, sondern kleine Mittepositionen.

Sowohl linksextremistische Parteien als auch rechtsextremistische Parteien beschweren sich überhaupt nicht über die Total-Vertuschung von Mittepositionen, sondern nur über die vergleichsweise geringe Benachteiligung ihrer Positionen.

Die meistens ohnehin harmlos ist im Vergleich zum völligen Totschweigen so mancher Mitteposition.

Ein weiterer Grund, warum etabilierte Parteien und die ihnen nahestehenden Medien nicht die extremistischen Positionen vertuschen, sondern die kleinen Mittepositionen, sind die potenziellen Wählerwanderungen. Extremistische Wähler und -innen sind praktisch nicht dazu zu bewegen, die Partei zu wechseln, und daher verändert Positionsvertuschung durch Medien hier auch gar nichts. Anders ist es bei neuen, kleinen Mittepositionen und Mitteparteien. Die könnten sowohl den etablierten Mitte-Rechts- wie auch den etablierten Mitte-Links-Parteien Wählerinnen und Wähler wegnehmen, und "müssen" daher mit aller Gewalt vertuscht und totgeschwiegen werden.

Auch manipulativ und vielleicht invalide und ungültig ist die Frage nach den Lockerungen, wobei unklar bleibt, ob "Lockerung, wie auch immer geartet", oder "Lockerungen, wie von den Grünen gefordert". Dass 76% die Lockerungsforderungen der Grünen ablehnen, heisst noch lange nicht, dass 76% der Befragten gegen jede wie auch immer geartete Lockerung seien. Dass es Lockerungsmöglichkeiten geben könnte, die sich von den Lockerungsvorstellungen der Grünen unterscheiden, wird hier konsequent vertuscht und totgeschwiegen, in der üblichen Art der Lückenpresse und der Fake-News-Medien, wie der frühere US-Präsident Donald J. Trump das öfters nannte.

Der Philosoph Rudolf Burger nannte das einmal "die Macht zu definieren": die Medien und Meinungsforschungsinstitute definieren, also bestimmen, was gedacht werden darf, und sie definieren, worüber gesprochen werden darf. Sie können Parteien und Positionen zum Verschwinden bringen, bzw. ihre Verbreitung verhindern, indem sie sie systemisch totschweigen und unterdrücken, und genau das erleben wir in diesem Fall.

Diese Macht zu definieren passt auch zur Bezeichnung der Medien als "vierte Gewalt" (neben Exekutive, Legislative und Iudikative), und gewalttätig sind sie oft in der Tat.

Ein weiterer Aspekt ist der Verdacht, dass es hier gar nicht um Meinungsforschung gegangen sein könnte, sondern nur um Auftragsarbeit, bei dem das Ergebnis der möglichst dramatischen "Spaltung des Landes!" schon von Vornherein feststeht, und die Umfrage so gestaltet wurde, dass das verkaufsträchtige Ergebnis der Landesspaltung herauskommt.

Mit anderen Worten: die durch die Schlagzeile "Spaltung des Landes !" erhofften Verkaufszahlen könnten in diesem Fall die Fragestellung mitbeeinflusst oder bestimmt haben, und die Vertuschung dritter Mitteposition war einfach das Bauernopfer für die erhofften hohen Verkaufszahlen.

Aus der Sicht des Konstruktivismus würde das bedeuten, dass Medien nicht die Wirklichkeit beschreiben und weitergeben, sondern sie eben schaffen und bestimmen.

Man kann mutmaßen, dass diese "Spaltung des Landes!"-Rhetorik auch die kampagnenjournalistische Aufgabe und den Zweck hat, die Grünen zu spalten, die durch großzügige Flüchtlingspolitik in der Programmatik und Koalition mit der ÖVP in einer Zwickmühle sind.

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