Ja, das ist ein Bekenntnis: sehr im Gegensatz zum Feminismus, der hierzulande schon eine Art Staatsreligion darstellt und ein wohliges "Wir-Gefühl" unter den sich dazu Bekennenden generiert, erfordert Maskulismus Mut. Er ist ein höchst unbequemer Minderheits-Standpunkt und hat prompt und vielfältig persönliche Angriffe und gesellschaftliche Ächtung zur Folge.

Dabei sollte es doch überhaupt kein Problem sein, wenn man sich die ethischen Selbstzuschreibungen "des Feminismus" ansieht - und in diesem sehr speziellen Punkt gibt es "den Feminismus" wirklich: ich habe noch keine einzige, ernstzunehmende Sparte des Feminismus kennen gelernt, die nicht für sich reklamiert, für Gleichberechtigung, Menschenwürde und Menschenrechte einzutreten. Wo also ist das Problem, wenn Feministinnen sich für die weibliche Seite und Maskulisten für die männliche Seite dieses selben Anliegens interessieren? Warum muss das ein Gegensatz sein? Wie kann man aus einer von beiden Seiten ehrlich gemeinten Gleichberechtigung überhaupt einen Gegensatz konstruieren?

Es ist ein Problem. Ich kann als Maskulist noch so moderat und sachlich fundiert argumentieren: sobald öffentlich klar wird, dass ich irgendwelche feministischen Gemeinplätze nicht gut heisse, werde ich zum Ziel persönlicher Angriffe - und das großenteils in einem solchen Ausmass herabwürdigend, sexistisch und unter die Gürtellinie, dass es im umgekehrten Fall schon an strafrechtliche Relevanz grenzen würde. Man (nein: Frau) kann offenbar nicht damit leben, dass Männer als Maskulisten für Männer ganz selbstverständlich dasselbe tun, was Frauen als Feministinnen für Frauen tun - mit derselben Bandbreite von moderat, humanistisch und idealistisch bis radikal. Dass auch nur ein einziger Maskulist denselben, berechtigten Anspruch an Gleichberechtigung, Menschenwürde und Menschenrechte für sich reklamiert wie ausnahmslos alle, die sich "feministisch" nennen - nein, das kann und darf einfach nicht sein. Auf Ethik erhebt "der Feminismus" einen absolutistischen Exklusivanspruch - wohl eben deshalb sind ihm dabei auch längst alle Maßstäbe abhanden gekommen.

Ich übertreibe oder verallgemeinere persönliche Erfahrungen? Gucken wir doch einfach mal in die deutsche Wikipedia.

Der Artikel "Feminismus" in der Wikipedia birgt insoweit keine Überraschungen: ganz selbstverständlich und pauschal wird hier dem Feminismus das Streben nach Gleichberechtigung, Menschenwürde und Menschrechten als ethische Grundlage unterstellt und die gesamte Bewegung ausnahmslos aus diesem (hoffentlich wenigstens teilweise richtigen...) Blickwinkel dargestellt.

Und was lese ich in der Wikipedia zu "Maskulismus"? Erst mal garnichts: den Begriff gibt es in der Wikipedia nur als "Synonym" zu der sprachlichen Verhunzung "Maskulinismus" - gerade so, als ob das weibliche Gegenstück seit je her mit dem Wort-Ungetüm "Femininismus" mögliche Sympathisanten verprellt hätte.

Diesen angeblichen "Maskulinismus" stellt Wikipedia wiederum in eine angebliche Synonym-Umgebung mit "Männerrechtsbewegung", "Antifeminismus" und "Androzentrismus" - nicht ohne allen diesen Strömungen jeweils im Artikel pauschal jegliche ethische Kompetenz abzusprechen und ihnen ein im Kern geschlechtsrassistisches, frauenfeindliches Weltbild zu unterstellen.

Im Artikel "Maskulinismus" lautet gleich der allererste Satz (wörtliches Zitat!):

"Maskulinismus ist eine Ideologie naturbedingter männlicher Überlegenheit oder des Androzentrismus, welche sich in Männerbünden und antifeministischen Bewegungen artikuliert."

Noch Fragen? Da weiss doch gleich jeder, was er von jemandem zu halten hat, der sich "Maskulist" nennt, oder? Maskulisten, die genauso wie (angeblich alle) Feministinnen für Gleichberechtigung, Menschenwürde und Menschenrechte eintreten, kann es nach offizieller Lesart der mit Abstand wichtigsten, deutschen Enzyklopädie schon definitionsgemäß gar nicht geben. Ausnahmslos androzentrische Frauenfeinde sind das, auf sie mit Gebrüll!

Nun ist auch die Wikipedia natürlich nicht der Stein der Weisen, und speziell um diese Artikel wurde massiv gestritten. Aber das Ergebnis dieses Streits ist - wie die ganze Wikipedia - immerhin ein ziemlich getreues Abbild unserer Gesellschaft, man muss es nur zu lesen verstehen: die Darstellung von Maskulismus versus Feminismus in der Wikipedia sagt entschieden mehr über den Umgang unserer Gesellschaft mit diesen Strömungen aus als über die Bewegungen selber. Dass die systematische, kategorische Pauschalverurteilung jeglicher (!) maskulistischer Regung als "frauenfeindlich", "androzentrisch" und "antifeministisch" das eigene, feministische Credo der Gleichberechtigung ad absurdum führt, scheint den allermeisten "Feministen" (Selbstzuschreibung) gar nicht aufzufallen.

Jawohl: ich bin Maskulist - ohne "in" mittendrin. Und ich bin Männerrechtler - nach persönlich erlittenen, verdammt krassen und bitteren Diskriminierungen als geschiedener Ehemann und Vater durch unser Familien-"Recht". Ich stehe dazu, und ich habe exakt dasselbe Recht dazu, wie es jede Feministin zu ihrer Weltsicht und ihrem gesellschaftlichen Engagement hat.

Aber ich bin kein Antifeminist - und erst recht kein "Androzentrist" oder Frauenfeind. Solche Zuschreibungen stammen regelmässig von der Gegenseite und entbehren sachlich jeglicher Grundlage. "Gegenseite"? Hier fächert es sich auf, hier gibt es "den Feminismus" Gott sei Dank wirklich nicht: ein paar wenige, einzelne Feministinnen habe ich tatsächlich kennengelernt, die Gleichberechtigung, Menschenwürde und Menschenrechte auch wirklich für ALLE Menschen ernst meinen. Diese wenigen Ausnahme-Frauen ehre ich mit dem Begriff "Feminismus" - genauso, wie ich "Maskulismus" verstanden haben will. Man soll die Hoffnung nie aufgeben...

Die übergroße Mehrheit der "Feministinnen" (Selbstzuschreibung) hält es leider nicht wirklich mit Ethik und Menschenrechten, sondern eher mit der deutschen Wikipedia: alle Schwanzträger pauschal als "Androzentriker" und "Frauenfeinde" verunglimpfen, sobald sie es wagen, für ihre eigenen, angeblich doch gleichberechtigten Belange einzustehen. Das ist sexistische Ideologie in Reinkultur; mit solchen Leuten kann man nicht produktiv diskutieren, man kann sie nur bekämpfen oder ignorieren. Sollen sie meinetwegen mit ihrem Zeigefinger auf mich deuten und "Antifeminist" schreien: drei Finger ihrer eigenen Hand weisen dabei auf sie selber.

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Aysel Stern

Aysel Stern bewertete diesen Eintrag 17.12.2016 16:17:35

MartinMartin

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