Die Republik der Klebrigen: Warum Habecks Abgang ein Schlag ins Gesicht des Systems ist“
In einer politischen Landschaft, in der Karrieren nicht durch Taten, sondern durch die Fähigkeit zum Aussitzen überleben, zieht sich einer zurück, der sich nie dem Ritual der gegenseitigen Besudelung verschrieben hat. Robert Habeck hat Fehltritte begangen, zweifelhafte Entschlüsse gefasst und manchmal gezaudert. Doch er hat eines nicht getan: das Geschäft mit der Schamlosigkeit perfektioniert. Keine Deals für die eigene Tasche, kein Milliarden‑Grab, das anschließend als Betriebsunfall schöngefärbt wird, keine kalkulierte Verachtung für das Vertrauen der Bürger.
Während andere aus einer Krise eine Gelegenheit zum Profit formten, Geld im politischen Nirwana verschwanden ließen oder mit permanenter Diffamierung das Klima vergifteten, blieb Habeck ein Fremdkörper. In einer Hauptstadt, in der Rücktritte fast als Sakrileg gelten, wagt er das Undenkbare: Er geht – aus eigenem Antrieb, nicht getrieben durch Skandal oder Zwang.
Ehrenhaft abtreten in einem Land, das Versagen belohnt
Dieser Schritt ist kein beschädigter Rückzug, sondern ein bewusstes Zeichen. Er zeigt, dass man politische Verantwortung nicht jahrelang nachahmen kann, ohne sie irgendwann real einzulösen. Seine Entscheidung ist ein Gegenmodell zu jenen, die Ämter betrachten wie geerbtes Eigentum und an den Sesseln kleben, bis auch das letzte Vertrauen pulverisiert ist.
Spahn, Scheuer, Dobrindt: Die Totengräber der politischen Würde
Habeck ist kein Heiliger und sicher nicht fehlerlos. Aber sein Abgang bricht mit einer Kultur, in der Machtverlust stets als persönliche Niederlage und nicht als notwendige Konsequenz verstanden wird. Genau darin liegt die Provokation: Er erinnert an eine Idee von Politik, die mehr bedeutet als Selbstversorgung.
Und während die Dauer‑Kleber im Parlament sich für unentbehrlich halten, setzt sein Akt ein Zeichen von seltener Kraft. Der Rücktritt, den er wählt, ist kein Schweigen, sondern eine Botschaft: Würde ist kostbarer als Mandatsbesitz. Und genau dadurch klingt sein Abschied wie ein Schlag in das hohle Blech des Berliner Betriebs.