immer wieder gern: was für die bücherliste

habe ich anarchisch schlafende, also gerade wache, von https://www.alsharq.de/ mitgenommen, nämlich die rezension von Warum es kein islamisches Mittelalter gab von Thomas Bauer, seines zeichens prof der arabistik und islamwissenschaft an der uni Münster, bekannt geworden mit dem buch „Die Kultur der Ambiguität – Eine andere Geschichte des Islams“ (2011) - in das, was er mit ambiguitätstoleranz in der muslimischen tradition meint, kann sich die geneigte leserschaft in https://erenguevercin.wordpress.com/2011/08/29/uber-intellektuelle-vielfalt-in-der-muslimischen-tradition/ einführen lassen.

nun aber das neue buch. der rezensent schreibt dazu:

"Warum es kein islamisches Mittelalter gab ist ein gut strukturiertes Buch, welches auf gerade einmal 158 Seiten zuerst darlegt, warum es Unsinn ist, den Begriff Islamisches Mittelalter zu verwenden: er sei unpräzise, lasse Fehlschlüsse und Herabsetzung zu, exotisiere. Zudem habe er einen imperialen Beigeschmack und entbehre schlicht jeglicher sachlichen Grundlage. Seine Argumente untermalt Bauer hier mit Beispielen aus Medien und Wissenschaft. Als Beispiele nennt Bauer ein Cover des SPIEGELS von 1979 oder die Berichterstattung über IS.

Anschließend nimmt er seine Leser*innen an die Hand und führt sie durch ein ABC aus der „Sozial-, Alltags-, Wirtschafts-, Mentalitäts- und Sozialgeschichte“, um zu zeigen, dass es „im Mittleren Osten (Ägypten, Palästina, Syrien, Mesopotamien, Iran)“ keinen Transformationsprozess zwischen Antike und Mittelalter wie in Europa gab. Dazu ordnet er jedem Buchstaben Phänomen zu – „Von «Analphabetismus» bis «Ziffern»“.

Dabei plädiert Bauer dafür, sich auf eben solche kulturellen und sozialen Phänomene zu fokussieren, anstatt Epochen an Dynastiewechseln fest zu machen. Diese selektive und eher willkürliche Auswahl begründet Bauer damit, dass eine tiefgründige Untersuchung hier nicht durchgeführt werden kann. Nichtsdestotrotz wäre es wünschenswert, wenn Bauer oder ein*e Forscher*in einem solchen Unterfangen in Zukunft nachgeht.

Im dritten Kapitel greift Bauer auf wissenschaftliche Forschung zurück, die die Verwendung des Begriffs Mittelalter gänzlich in Frage stellt. Ein alternativer Begriff, so Bauer, müsse wertungsfrei sein, großräumig (im geografischen wie im kulturellen Sinne) gelten sowie zeigen, dass eine Epoche umfassend lebensprägend und ihre Veränderung endgültig und dauerhaft ist."

vor allem die idee, von der phrase vom mittelalterlichen islam - von der von der steinzeit-religion nicht zu reden - abschied zu nehmen, hat es mir angetan. die gehört definitiv in die tonne. und das nicht nur, weil in unserem mittelalter, unserer dunklen zeit, der islam/die islamische welt/der orient *weiter* war als wir, sondern weil ich bereits im studium der judaistik gelernt habe, dass das mit der übertragung *unserer periodisierung* auf andere lebenswelten nicht so richtig hinhaut, nicht mal dann, wenn sie wie die jüdinnen seit schlapp 2000 jahren mitten unter uns leben.

ach ja, nachdem ich gerade Israel Finkelsteins *das vergessene königreich - Israel und die verborgenen ursprünge der bibel* gelesen habe, ist mir auch der begriff der antike fragwürdig geworden. aber das ist eine andere baustelle.

fürs erste gilt es, sich mit wider die sarrazinen das mittelalter vorzunehmen - auf 192 seiten für 22,95 juronen eine gute ergänzung auf spätestens dem ostertisch.

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Schlauberger

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Don Quijote

Don Quijote bewertete diesen Eintrag 02.02.2019 16:54:24

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